Gesellschaft Holocaust-Überlebende Friedländer: „Ich bin enttäuscht“
Berlin - Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer hat sich enttäuscht über Auswirkungen des Gaza-Kriegs in Berlin gezeigt. Auf die Frage, was sie empfinde, wenn jüdische Einrichtungen in Berlin wieder Ziele von Angriffen werden, sagte die 101-Jährige dem Sender rbb88.8: „Ich bin enttäuscht, dass so viele sich angesteckt haben und rebellieren. [...] Man versucht das, was gewesen ist, auszulöschen. Das ist für uns wahnsinnig enttäuschend.“
Als Zeitzeugin habe sie Hunderte Danksagungen von Schülern bekommen. „Sie hören mich an und schreiben mir: „Auf uns können Sie sich verlassen!“ Und dann passiert das. Das ist doch enttäuschend.“ Friedländer rief zu Menschlichkeit auf: „Wir sind alle gleich - es gibt kein christliches, muslimisches, jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Ihr habt alle dasselbe. (...) Seid doch Menschen!“
Margot Friedländer wurde 1921 in Berlin geboren. 1944 wurde sie von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Nach ihrer Befreiung lebte sie 64 Jahre lang in den USA, bevor sie im Alter von 88 Jahren zurück nach Berlin kam. Sie bemüht sich als Zeitzeugin um Aufklärung über die Verbrechen der NS-Zeit und wirbt um Toleranz und Respekt.
Erst kürzlich gründete Friedländer eine Stiftung zur Förderung von Freiheit und Demokratie. „Was war, können wir nicht mehr ändern, aber es darf nie wieder geschehen“, hatte sie bei deren Vorstellung im September 2023 in Berlin gesagt.