Brückeneinsturz in Dresden Höchste Gefahr für Carolabrücke - Stadt forciert Abbruch
In den vergangenen Tagen häuften sich Materialbrüche an der Dresdner Carolabrücke. Angesichts wachsender Einsturzgefahr soll sie nun schnellstmöglich abgerissen werden.

Dresden - Nach mehreren Brüchen in der restlichen Konstruktion der teilzerstörten Dresdner Carolabrücke forciert die Stadt deren geordneten Abriss. Angesichts akuter Einsturzgefahr muss er schnellstmöglich erfolgen, teilten die zuständigen Behörden mit. Daher wird darauf verzichtet, die nötigen Arbeiten auszuschreiben. „Es ist Gefahr in Verzug“, sagte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Um die von dem Bauwerk ausgehende Gefahr rasch zu beseitigen, wird noch in dieser Woche der Auftrag direkt vergeben. An diesem Sonntag entscheiden die Behörden zudem über die kontrollierte Schiffspassage auf der Elbe ab kommenden Montag.
Man könne „Draht für Draht zuhören, wie die Restsicherheiten der Brücke schwinden“, sagte Hilbert zur Begründung des Kurswechsels. Maßgabe bisherigen Handelns war, die Schifffahrt auf der Bundeswasserstraße zu gewähren und möglichst wenig einschränken. Anfang nächster Woche sind zur Unterstützung der für einen sicheren Abriss nötigen Kampfmittelsondierung in der Elbe Drohnenüberflüge geplant. Sollten für 72 Stunden keine weiteren Ereignisse auftreten, sei eine kontrollierte Durchfahrt für dringende Transporte nach Anmeldung und unter ständiger Überwachung wieder möglich.
Von Brüchen betroffene Stelle schon Risiko bei Einsturz
Das Schallemissionsmonitoring zur Überwachung der Brücke stellte in dieser Woche mehrere Spanndrahtbrüche in den noch intakten Brückenzügen A und B fest. Allein am gemeinsamen Pfeiler wurden fünf davon lokalisiert. Diese Stelle versagte beim Brückenzug C zuerst und verursachte dessen Einsturz. Insofern sind laut Mitteilung der Stadt die verbleibenden Restsicherheiten der Brücke „deutlich reduziert“.
Brückenexperte Steffen Marx von der TU Dresden führt die Entwicklung „sehr wahrscheinlich“ auf die Temperaturschwankungen der sonnigen Wintertage mit sehr kalten Nächten zurück. Kritisch sei die schnelle drastische Änderung, wie im Frühjahr und Herbst üblich, vor allem die Abkühlung. „Dadurch entstehen sogenannte Eigenspannungen, die den Bruch der stark geschädigten Drähte auslösen“, sagte Marx der Deutschen Presse-Agentur. „Insofern war am Montag eine sehr ähnliche Situation wie am 11. September 2024.“
TU-Professor erwartet weitere Drahtbrüche aufgrund des Wetters
Marx geht von weiteren Schäden aus. „Brechende Drähte zeigen einen aktiven Schädigungsprozess an, der die Tragsicherheit weiter reduziert.“ Nach Schätzungen seines Büros zu Wochenbeginn hätte die kritische Stelle noch 14 davon aushalten, fünf davon gab es seitdem schon. „Das heißt, noch ein, zwei solche Temperaturstürze können das Versagen auslösen.“
Für Marx nun am dringendsten ist es, dass die beiden von Zug C in den Fluss hängenden Trümmerteile ausgeschwommen werden, um den Elbestrom freizumachen. „Das dauert nur wenige Tage und nicht monatelang.“ Anders als bei einer Sprengung der Brücke, die in der Nacht zum 11. September 2024 plötzlich teilweise einstürzte. Der Abbruch des betroffenen Zuges läuft seit Wochen - der Komplettabriss ist längst beschlossene Sache.