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HitchBot, die trampende Maschine HitchBot, die trampende Maschine: Beifahrer mit vollem Akku

Von Christiane Vielhaber 07.08.2014, 12:16

Köln - Per Anhalter durch die Welt zu reisen, ist irgendwie aus der Mode gekommen. Zu gefährlich, zu mühsam. Kaum noch jemand steht am Straßenrand. Und kaum noch ein Fahrer ist bereit anzuhalten.

Der kleine Roboter Hitchbot hat diesen Trend gebrochen. Hitchbot ist in kürzester Zeit zum beliebtesten Anhalter der Welt geworden. Obwohl er merkwürdig aussieht: das computergesteuerte Kunstwesen besteht aus Schwimmnudeln, Gummistiefeln, einem Eimer und einer Tortenhaube.

Doch seit er vor zwei Wochen an der Ostküste in Kanada am Straßenrand ausgesetzt wurde, kommt er gut voran. Menschen, die ihn mitnehmen, stellen begeistert Bilder auf Facebook, Twitter und Instagram. Als wäre er ein Superstar. Und so hat er auch schon wohlbehalten ein gutes Stück seiner 7000-Kilometer-Reise bis Vancouver an der Westküste geschafft.

Die weibliche Seite des Roboters

Ein Höhepunkt: Hitchbot  nahm  an einer rituellen Zeremonie der Wikwemikong, einem Stamm kanadischer Ureinwohner, teil. Die gaben ihm einen  Ehrennamen:  „Biiaabkookwe“, auf   Deutsch „Eiserne Frau“. Sie haben also offensichtlich eine weibliche Seite an der Blechkonstruktion entdeckt.

„Normalerweise beschäftigen wir uns damit, ob wir Robotern trauen können“, sagt Frauke Zeller. Die Deutsche arbeitet an der Ryerson University in Toronto und hat Hitchbot  mit entwickelt. Hollywood-Filme wie „Terminator“ oder „Matrix“ zeigten Maschinen oft als Feinde der Menschen. Bei Hitchbot sei das ganz anders. „Dieses Projekt stellt unsere Angst vor der Technologie auf den Kopf und fragt: Können Roboter Menschen trauen?“

Nach den ersten Tagen auf Reisen kann Hitchbot diese Frage ganz klar mit Ja beantworten. Hitchbot scheint glücklich zu sein – und er macht die Menschen glücklich. LED-Lichter zeigen unter dem Tortenhaubenhelm ein breites Grinsen und dank des eingebauten Computers kann Hitchbot  seine Mitfahrer mit Smalltalk unterhalten. Ist sein Akku leer, bittet er darum, an den Zigarettenanzünder angeschlossen zu werden.  

Der kleine Roboter wird überaus menschlich behandelt. „Wo bist du jetzt, Hitchbot? Wir würden dich gern ein Stück mitnehmen“, twittert jemand aus Ontario.  Die Weiterfahrt ist gesichert. Von so viel Anteilnahme können Menschen, die per Anhalter unterwegs sind, nur träumen.