2. Fußball-Liga Historischer Union-Tag: Frauen steigen in Bundesliga auf
Die Fußballerinnen des 1. FC Union Berlin schreiben Vereinsgeschichte und spielen nächste Saison erstmals in der Bundesliga. Ein Torfestival vollendet den Masterplan.

Berlin - Die wilde Aufstiegsparty startete unmittelbar mit Schlusspfiff. Der Rasen im Stadion An der Alten Försterei bekam eine Bierdusche nach der anderen ab und auch bei den Aufsteigerinnen des 1. FC Union Berlin blieb niemand trocken. „Auf jeden Fall ist es nass und riecht ein bisschen unangenehm. Aber das gehört dazu“, sagte Trainerin Ailien Poese und versprach, einen Schluck zu probieren. Sie hatte ihn sich verdient.
Die Fußballerinnen aus Köpenick haben mit einem 6:1 (4:1) gegen Borussia Mönchengladbach den Durchmarsch von der Regional- in die Bundesliga perfekt gemacht. 15 Jahre nach dem Abstieg von Tennis Borussia hat die Hauptstadt wieder einen Verein in der nationalen Eliteliga.
„Unbeschreiblich. Wir standen vor dem Matchball und wir haben ihn unfassbar gut genutzt und haben es uns verdient zu feiern, mal den Kopf auszuschalten“, sagte Poese weiter.
„Einfach unendlich geil“
Anna Weiß (7. Minute), Naika Reissner (10.), Dina Orschmann (34.) und Lisa Heiseler (40.) leiteten das Torfestival ein. Nach der Pause legten Tomke Schneider (54.) und Celine Frank (65.) nach. Suus van der Drift (18.) erzielte den Ehrentreffer für Gladbach.
„Ich habe 13 Jahre für Union gespielt und es war immer mein Ziel, in der Bundesliga zu spielen und jetzt hat es mit meinem Herzensverein geklappt. Die Mannschaft ist einfach unendlich geil“, schwärmte Heiseler.
Da die Bundesliga auf 14 Mannschaften aufgestockt wird, steigen in dieser Spielzeit drei Zweitligisten auf. Nürnberg steht bereits als Aufsteiger fest. Auch Hamburg und Meppen haben noch Chancen. Der einstige Serienmeister Turbine Potsdam steigt aus der Bundesliga ab.
Die klare Nummer 1 in der Hauptstadt
Der Unioner Erfolg im Frauenfußball ist kein Zufall. Vielmehr ist er die Vollendung eines durchdachten und finanziell geförderten Masterplans. Im Sommer 2023 hatte der Verein seine Frauenabteilung professionalisiert. „Sie üben ihren Beruf aus bei uns“, begründete Clubpräsident Dirk Zingler damals den bedeutenden Schritt und sprach von einem Herzensprojekt. Alle Spielerinnen wurden mit Profiverträgen ausgestattet und können mittlerweile vom Fußball leben.
Die Fertigstellung des Trainingszentrums Oberspree im Sommer 2024, in dem neben dem Nachwuchs auch die Frauen- und Mädchenabteilung ihren Platz haben, war ein weiterer Meilenstein. Genau wie der Umzug ins Stadion An der Alten Försterei für die Heimspiele.
Durch die Professionalisierung sind die Unionerinnen ganz klar die Nummer 1 in der Hauptstadt. Die Leuchtturm-Projekte von Viktoria Berlin und Hertha BSC nach Neuausrichtung im Mädchen- und Frauenfußball entwickeln sich vielversprechend, haben aber noch einen gewaltigen Rückstand auf die Eisernen.
Bundesligareifes Personal in Köpenick
Auch im Personalbereich sind die Unionerinnen mittlerweile bundesligareif aufgestellt. Poese, die vor drei Jahren als neue Trainerin vom DFB geholt worden war, und Kaderplanerin Jennifer Zietz hatten entscheidenden Anteil am rasanten Aufstieg. Die Investitionen, für die der Verein scheinbar früh die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellte, zahlen sich aus.
Zu Saisonbeginn verstärkte man sich vor allem mit Spielerinnen, die über Erst- und Zweitliga-Erfahrung verfügten. Im Winter legte man mit weiteren Neuzugängen nach.
„Ich bin hier angetreten, um aufzusteigen“, sagte Zietz, die mittlerweile Geschäftsführerin im Bereich Profifußball Frauen ist. „Es ist so, dass wir den Aufstieg vor der Saison mit einem Auge geplant haben. Dass es so reibungslos funktioniert, war vorher nicht zu erahnen“, gab die frühere Nationalspielerin zu.
Und neues Personal ist laut Medienberichten schon im Anflug. Angeblich ist Wolfsburgs Interimstrainerin Sabrina Eckhoff bei den Unionerinnen als Co-Trainerin im Gespräch sein. Stürmerin Sophie Weidauer von Werder Bremen und Abwehrspielerin Anna Aehling von Eintracht Frankfurt sollen ebenfalls an die Spree kommen.