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Wissenschaftliche Entdeckung Historikerin: Schokolade in Deutschland schon 1812 bekannt

Bislang galt die Erfindung der Kakaobutterpresse 1828 als Geburtsstunde der essbaren Schokolade. Nun hat eine Wissenschaftlerin einen früheren Beleg gefunden – und zwar in Briefen der Gebrüder Grimm.

Von dpa 04.12.2024, 14:49
Mitte des 19. Jahrhunderts genossen Wohlhabende und Adelige Schokolade in Deutschland als Getränk. Doch offenbar gab es die Süßigkeit bereits zuvor in fester Form. (Symbolbild)
Mitte des 19. Jahrhunderts genossen Wohlhabende und Adelige Schokolade in Deutschland als Getränk. Doch offenbar gab es die Süßigkeit bereits zuvor in fester Form. (Symbolbild) Hendrik Schmidt/dpa

Kassel - Als Geburtsstunde der Essschokolade gilt bislang das Jahr 1828. Nun gibt es aber Hinweise, dass die beliebte Süßspeise hierzulande schon einige Jahre früher bekannt war. Einen Beleg dafür fand eine Wissenschaftlerin der Universität Kassel in Briefen der Gebrüder Grimm, wie die Uni mitteilte. Bislang galt die Erfindung der Kakaobutterpresse 1828 des Niederländers Coenraad Johannes van Houtens als Geburtsstunde der essbaren Schokolade. 

Ihre Entdeckung machte die Kunsthistorikerin Andrea Linnebach-Wegner, als sie für ein Forschungsprojekt den Briefwechsel der Gebrüder Grimm mit ihren älteren Verwandten auswertete. „Ich stieß auf einige Stellen, in denen Schokoladenkugeln erwähnt werden und die mich als Kulturhistorikerin sofort elektrisierten“, sagte Linnebach. So habe die Tante der Brüder Grimm, Henriette Zimmer, im Jahr 1812 an ihre Neffen geschrieben, dass sie ihnen Schokoladenkugeln schicke. 

Zimmer sei Kammerfrau der hessischen Kurfürstin gewesen. Sie soll auf die seltene Süßigkeit gestoßen sein, als sie während der französischen Besatzung Kassels 1806 mit ihrer Herrin nach Gotha ins Exil gegangen war. Der dortige Hofkonditor habe bereits sehr früh mit fester Schokolade experimentiert. 

Kasseler Schokoladenmanufaktur stellt Grimm-Kugeln her

Jacob und Wilhelm Grimm lebten zu dieser Zeit in Kassel und arbeiteten an den berühmten „Kinder- und Hausmärchen“. In einem Brief vom 7. März 1812 bedankte sich Wilhelm für das „angenehme Chokolatgeschenk“ und ergänzte: „Ich gehe nicht spatziren, ohne ein paar einzustecken.“ Durch diesen Briefwechsel sei Linnebach auf das Rezept eines Gothaer Hofkonditors für „Pralins von Chokolade“ aufmerksam gemacht worden. Dabei dürfte es sich um die Geschenke der Tante Henriette gehandelt haben. 

Linnebach nennt den Fund „eine kleine kulturhistorische Sensation“. Ihre Edition des Briefwechsels erschien bereits im vergangenen Jahr. Der frühe Beleg für die Essschokolade sei den Angaben der Universität Kassel zufolge aber erst jetzt einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgeworden, nachdem Linnebach eine Kasseler Schokoladenmanufaktur dazu angeregt habe, die Kugeln nach dem Gothaer Rezept herzustellen.