Hintergrund Hintergrund: Entführungen in Kolumbien an der Tagesordnung
Hamburg/dpa. - Kolumbien ist eines der gefährlichsten Länder derWelt. Seit Jahrzehnten muss die Regierung in Bogota ohnmächtigzusehen, wie der Andenstaat von Gewalt und Terror zerrissen wird.Mord und Entführungen sind in Kolumbien an der Tagesordnung: SeitMitte der sechziger Jahre starben dort mehr als 150 000 Menscheneines gewaltsamen Todes, allein im vergangenen Jahr gab es etwa30 000 Opfer. Kolumbien hält auch den Rekord bei Entführungen. ImJahr 2000 hat die Polizei rund 3 500 Delikte dieser Art gezählt.
Das Auswärtige Amt in Berlin warnt seit dem 11. Dezember 2000 vor«unkalkulierbaren Risiken» bei Reisen nach Kolumbien. Der jetztentführte Mitarbeiter der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit(GTZ) und seine Begleiter sind nicht die ersten in Kolumbienentführten Deutschen. Allein aus den vergangenen fünf Jahren sindetwa ein Dutzend Fälle bekannt.
Im März 2001 wurde der aus Deutschland stammende Hotelier LotharHintze vermutlich von der kommunistischen RebellenorganisationRevolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) verschleppt. Im August2000 wurde der Mechaniker Rudolf Sommerfeld nach einem Jahr aus denHänden dieser Gruppe befreit. Um die Jahreswende 1998/1999 hielt das«Nationale Befreiungsheer» (ELN) den Zahnarzt Ottmar Broda ausMünchen fünf Wochen in Geiselhaft. Für den von der FARC gekidnapptenUrlauber Alexander Scheurer und einen österreichischen Reisegefährtenendete ein Befreiungsversuch im März 1997 tödlich.
FARC und ELN finanzieren ihren «bewaffneten Kampf» zum Teil mitEntführungen. Das US-Außenministerium teilte am 18. April 2001 mit,dass die Regierung in Washington weder Lösegeld zahlen noch andereZugeständnisse an «Terroristen» machen würde.