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2. Fußball-Bundesliga Herthas giftiger Cocktail aus Pech und Unvermögen

Hertha BSC wird sein Image als Verlierer-Club nicht los. Nach dem 1:2 gegen Schalke muss Trainer Leitl als Aufbauarbeiter weitermachen. Eine wirtschaftliche Drohkulisse wird noch bei Seite geschoben.

Von Arne Richter, dpa Aktualisiert: 09.03.2025, 11:10
Hertha-Coach Leitl ist jetzt besonders gefordert.
Hertha-Coach Leitl ist jetzt besonders gefordert. Andreas Gora/dpa

Berlin - Mit Worst-Case-Szenarien kennen sie sich aus bei Hertha BSC. Sportlich und wirtschaftlich ging schließlich einiges schief in jüngerer Vergangenheit. Kein Wunder also, dass Geschäftsführer Thomas E. Herrich nach dem bitteren 1:2 gegen Schalke 04 die brisante Frage nach möglichen Lizenzproblemen im Falle eines Abstiegs in die 3. Liga recht souverän mit einem verbalen Allgemeinplatz umschiffen konnte. 

„Wir sind für alle Szenarien, die möglich sind, gewappnet und bereiten die vor, in jegliche Richtung, das ist sonnenklar“, sagte Herrich. Natürlich ist die Drohkulisse eines kompletten Absturzes noch im Konjunktiv zu verorten. Das Was-Wäre-Wenn haben sie in Berlin aber zuletzt immer wieder recht flott im negativen Sinne in der Realität durchexerziert. 

Die Niederlage gegen Königsblau passte auch mit allen Facetten zur Dramaturgie eines sportlichen Absturzes. In der ersten Halbzeit in jeglicher Hinsicht wie schon beim 0:4 in Elversberg nicht zweitligatauglich, im zweiten Abschnitt viel besser, aber mit einer Mischung aus Pech und offensiver Inkompetenz in der Summe glücklos. Das war schon vor zwei Jahren in der Bundesliga ein giftiger Fußball-Cocktail. 

Reese besonders emotional

„Ich spüre irgendwas zwischen Wut und Enttäuschung“, sagte Fabian Reese, der mit seinem Ausgleichstor ganz kurz für Hoffnung gesorgt hatte. Trainer Stefan Leitl fühlte sich ganz sicher ähnlich. Er sah zumindest so aus. Die Berliner Verhältnisse sind ja noch neu für den Münchner, der auch nach drei Spielen auf einen Sieg wartet. 

Besonders bitter: Schalke war auch nicht gut, kam aber durch den Torwart-Bock von Tjark Ernst und zu viel kollektivem Hacke-Spitze-Fußball vor dem Elfmeter-Foul zu zwei geschenkten Toren. 

Leitl sieht sich jedenfalls weiter am Ausgangspunkt seiner Arbeit in der Hauptstadt. „Die Lage ist genauso ernst wie vor dem Nürnberg-Spiel. Wir haben in der Rückrunde vier Punkte geholt, mehr gibt es nicht zu sagen“, konstatierte der Hertha-Coach. Die Konsequenz: Die Berliner liegen weiterhin nur knapp vor der Abstiegszone. Und das nächste Liga-Downgrade innerhalb von zwei Jahren hätte womöglich krasse Konsequenzen. 

Eine große Schuldenlast drückt. In der Drittklassigkeit würde sich die wirtschaftliche Lage angesichts schrumpfender Einnahmen verschärfen. Ohne Lizenz ginge es noch weiter runter. „Wir sind seriös“, versicherte Herrich, man handele mit den notwendigen „Gepflogenheiten eines Kaufmanns“, fügte der 60-Jährige an. 

Duell mit einem Abstiegskonkurrenten

Keine Aussage wollte Herrich zu einem Bericht des „Kicker“ machen, wonach viele Spieler keine Verträge für die 3. Liga besitzen und somit im Falle eines Abstiegs den Verein ohne fällige Ablösesumme verlassen könnten. Dadurch würden den Berlinern mögliche Millioneneinnahmen verloren gehen. Man äußere sich grundsätzlich nicht zu Vertragsinhalten, machte Herrich klar. 

Sportlich erwartet Herrich eine Reaktion der Mannschaft. „Wir sind mit der Situation in keiner Weise zufrieden. Wir müssen uns sammeln und nach vorne schauen“, sagte er. Besondere Aktionen wie ein Trainingslager seien derzeit aber nicht geplant. Am kommenden Sonntag (13.30 Uhr/Sky) spielt die Hertha bei Abstiegskampfkonkurrent Eintracht Braunschweig. „Im Endeffekt zählen Siege, dementsprechend werden wir arbeiten“, versprach Leitl.