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Hermès züchtet Handtasche Hermès züchtet Handtasche: Französische Luxusmarke plant Farm für Salzwasserkrokodile

Von Barbara Barkhausen 16.11.2020, 21:25
Das Leder der australischen Salzwasserkrokodile ist begehrt.
Das Leder der australischen Salzwasserkrokodile ist begehrt. imago images / Anka Agency International

Sydney - Das französische Modehaus Hermès will mehr Krokodile für seine Luxushandtaschen und -schuhe züchten. Im Northern Territory - im tropischen Norden Australiens, wo die Salzwasserkrokodile auch in der Wildnis vorkommen - soll die bisher größte Krokodilfarm Australiens entstehen.

Denn so gefürchtet die Krokodile bei der normalen Bevölkerung sind, so begehrt ist ihr Leder bei der High Society. Eine der berühmten Hermès-Handtaschen kostet zehntausende Euro.

„Dominoeffekt“ setzt ein

Hermès und auch Konkurrent Louis Vuitton kontrollieren laut einem Bericht des australischen Senders ABC schon heute den Großteil der Krokodilfarmen im Norden Australiens. Die Luxushersteller bevorzugen australische Salzwasserkrokodile, weil sie mehr Schuppen auf dem Bauch tragen als andere Arten.

Die Nachfrage scheint so groß, dass die Firma PRI Farming, die letztendlich von Hermès kontrolliert wird, nun die bisher größte Krokodilfarm der Region bauen will. Sie soll 50.000 Salzwasserkrokodile beherbergen können. Es sollen unter anderem ein Brutlabor für Krokodileier, Ställe, offene Farmbereiche, aber auch Bereiche für die Verarbeitung und Lagerung von Futter aufgebaut werden.

Laut Geoff McClure, einem Berater für Krokodilzucht,  hat der erste Kauf einer Krokodilfarm durch Hermès vor etwa zehn Jahren einen „Dominoeffekt“ ausgelöst. Danach habe sich auch Louis Vuitton eingekauft, aus „Sorge, dass Hermès den gesamten australischen Markt besitzt“, sagt der Experte. Die Modehersteller würden Krokodileier aus der Wildnis holen und die Krokodile dann in den Farmen nach ihrem eigenen Standard züchten. Dieser sei „unglaublich hoch“, denn die Haut dürfe nicht beschädigt werden.

Die Pläne für die neue Mega-Farm sorgen laut einem Bericht des „Guardian“ für Unbehagen bei Tierschützern.  Es gebe Bedenken hinsichtlich des Wohlergehens der Krokodile und dass die Zucht von Tieren für Luxusgüter „nicht mehr in Mode“ sei, hießt es von den Organisationen. Jed Goodfellow vom australischen Tierschutzverband RSPCA Australia sagt, dass die  Krokodile in Farmen aus verschiedenen Gründen leiden: So könnten sie sich durch enge Ställe  verletzen, ebenso, wenn sie eingefangen würden. Goodfellow kritisiert zudem die Schlachtmethoden. Er fordert, dass Australiens Bestimmungen in Bezug auf die Züchtung von Krokodilen überholt werden müssten.

Zahl der Tiere steigt an

Die Luxusmarke Hermès betont auf ihrer Webseite, dass das Unternehmen sehr strenge Standards im Tierschutz verfolge und auch seine Partner dazu verpflichte. Außerdem arbeite man „systematisch an Verbesserungen, wo immer möglich“.

Grahame Webb, der die Krokodil-Spezialeinheit der Weltnaturschutzunion IUCN leitet, sieht die Krokodilzucht positiv, wie er dem „Guardian“ sagte. So finanziere diese beispielsweise Umweltschutzmaßnahmen in der Region mit. Webb sagt, Modehäuser würden von Tierschützern oft „gnadenlos angegriffen“, dabei hätten die Unternehmen eine „gute Geschichte zu erzählen“. Die Firmen würden immer mehr Kontrolle über ihre Lieferkette erlangen, um auch die höchsten Standards garantieren zu können. Und: „Australien hat weltweit einen ausgezeichneten Ruf für sein Krokodil-Managementprogramm.“

Salzwasserkrokodile sind in Australien seit den 1970er Jahren geschützt. Seitdem dürfen sie nicht mehr gejagt werden und ihre einst schwer dezimierte Population hat sich wieder erholt. Heute sind Salzwasserkrokodile in den Gewässern im tropischen Norden Australiens keine Seltenheit mehr. (mz)