Helikopter jagt Strandgäste Helikopter jagt Strandgäste: Polizei auf Mallorca gegen Urlauber und Einheimische

Palma - „Ab 20 Uhr kommen die Hubschrauber und mischen alles auf“, berichtet eine deutsche Mallorca-Bewohnerin auf Facebook. „Sie machen einen Höllenlärm.“ Die Folge des allabendlichen Polizei-Lufteinsatzes: „Total verängstigte und schreiende kleine Kinder.“ Auf Videos sieht man, wie Polizeihubschrauber in der Abenddämmerung im Tiefflug über die Inselstrände fliegen.
Seit die Regionalregierung die Strände nachts gesperrt hat, kontrolliert die Polizei das Verbot aus der Luft. „Räumen Sie den Strand“, tönt es aus dem Lautsprecher eines fliegenden Einsatzkommandos, das in der Bucht der Inselhauptstadt Palma unterwegs ist. Und: „Ab 21 Uhr sind die Strände geschlossen.“
Die Sperrung der Strände ist die neuste Maßnahme der Balearenregierung, um die Ausbreitung der Corona-Epidemie auf Mallorca unter Kontrolle zu bekommen. Die Inselpolitiker hatten beschlossen, dass von 21 Uhr bis 7 Uhr morgens niemand die Playas betreten darf. Damit sollen nächtliche Partys unterbunden werden.
Strandfiesta als Risikoereignis
Laut Experten gehören nächtliche Strandfiestas, bei denen viel Alkohol fließt und alle Hygieneregeln ignoriert werden, zu den großen Corona-Risikoereignissen. Aus diesem Grund hatten die Behörden auch Teile des Ballermann-Vergnügungsviertels trockengelegt und inselweit Diskos und Nachtbars dichtgemacht.
In den letzten Monaten musste die Polizei immer wieder gegen nächtliche Massenfeste vorgehen und Geldstrafen verhängen. Weil dies aber offenbar die Partylaune nicht trübte und die Infektionsraten weiterhin steigen, wurden nun auch die Strände in den Nachtstunden geschlossen.
Viele Reiseveranstalter stornierten Pauschalprogramme für Mallorca
Damit folgt Mallorca dem Beispiel anderer spanischer Urlaubshochburgen an der Festlandküste. So wurden zum Beispiel an der Costa del Sol oder an der Costa Blanca die Playas ebenfalls zum nächtlichen Sperrgebiet erklärt. Die „Mallorca Zeitung“ titelte mit kritischem Unterton: „Die Polizei verscheucht die Strandbesucher auf Mallorca per Hubschrauber.“
Offenbar wolle die Polizei damit Stärke demonstrieren, um die Menschen dazu zu bewegen, „die Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Pandemie ernster zu nehmen und die Corona-Auflagen einzuhalten“. Unter den Bürgern findet der Einsatz ein geteiltes Echo. Ausländische Urlauber sind allerdings derzeit kaum noch auf Mallorca unterwegs.
Die meisten Strandbesucher sind in diesen Tagen Einheimische, darunter auch viele deutschsprachige Residenten. Und spanische Touristen, die vom Festland hierher gekommen sind. Nachdem Deutschland und andere europäische Länder wegen der steigenden Infektionszahlen auf der Insel eine Reisewarnung aussprachen, ist die überwiegende Zahl der Touristen abgereist. Viele Reiseveranstalter stornierten ihre Pauschalprogramme für Mallorca. Die Deutschen sind auf der Insel traditionell die größte Besuchergruppe.
Maskenpflicht und weitere Beschränkungen
Die Regierungschefin der Baleareninseln, Francina Armengol, rief alle Menschen auf der Inselgruppe dazu auf, die Hygienevorschriften zu beachten. „Wir müssen diese zweite Viruswelle mit Entschlossenheit bekämpfen.“ Zu den Corona-Gesetzen auf Mallorca gehört eine absolute Maskenpflicht auch im Freien und sogar neuerdings an der Strandpromenade.
Zudem gilt ein totales Rauchverbot in der Öffentlichkeit. Armengol kündigte zudem weitere Einschränkungen an. Dazu gehören lokal begrenzte Ausgehbeschränkungen in einigen Corona-Hotspots. Betroffen sind einige soziale Brennpunktviertel im Nordosten der Inselhauptstadt Palma. (mz)
