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Helgoland Helgoland: Mit einer Wand «zurück in die Zukunft»

Von Sönke Möhl 04.07.2008, 14:21

Helgoland/dpa. - Ein privater Investor will für 80 Millionen Euro den Buntsandsteinfelsen und die Düne mit rund 100 Hektar Neuland verbinden - und damit die Zukunft von Deutschlands einziger Hochseeinsel retten.

Technisch sieht der in schwierigen Projekten erfahrene Investor Arne Weber, der selbst familiäre Wurzeln auf der Insel hat, mit seinem Hamburger Unternehmen HC Hagemann keine Probleme, die etwa 1000 Meter breite und nur wenige Meter tiefe Rinne im Schutze einer Stahlspundwand zuzuschütten. Das neue, ein Quadratkilometer große Land, würde nicht nur Platz für Wohnhäuser, ein Hotel, Geschäfte und einen Strand bieten. Auch der Inselflughafen könnte ausgebaut werden. Die Seebäderschiffe könnten künftig an einer neuen Landungsbrücke anlegen, Gäste direkt ohne Ausbooten an Land gelangen. Auch für Kreuzfahrtschiffe mit ihren zahlungskräftigen Passagieren wäre Platz.

An der Konzeptstudie der HC Hagemann real estate GmbH waren nicht nur Wasserbauexperten der TU Hamburg-Harburg sondern auch Wissenschaftler der Biologischen Anstalt Helgoland beteiligt. So gehört zum Plan folgerichtig auch die energetische Sanierung der 50er-Jahre-Bebauung, eine Erweiterung des Naturschutzgebietes und die Nutzung regenerativer Energien.

Dass der Weber auch ungewöhnliche Projekte zum Erfolg führen kann, hat er unter anderem in Hamburg-Harburg bewiesen. Dort sind in das ziemlich runtergekommene Hafengebiet nach seinen Investitionen neues Leben und viele Arbeitsplätze eingezogen. Auf Helgoland selbst ist das Bauunternehmen HC Hagemann stark engagiert. Weber setzte 1999 dort mit dem Design-Hotel «Atoll» ein Zeichen für einen touristischen Aufbruch, ohne allerdings eine Wende für die Insel zu erreichen. Er hält Helgoland nach wie vor für ein «Juwel in der Nordsee» und ist sich sicher, die «Landgewinnung» innerhalb eines Jahres schaffen zu können.

Die vergangenen Jahre waren durch den Verlust von Schiffsverbindungen, stark rückläufige Gästezahlen und Uneinigkeit innerhalb der 1500 Einwohner zählenden Gemeinde über den künftigen Weg gekennzeichnet. Beim Dauerproblem Schiffsverkehr und Hafenentwicklung kam es sogar zum offenen Streit zwischen Inselbürgermeister Frank Botter und dem zuständigen Pinneberger Landrat Wolfgang Grimme.

Erfolge wie der Bau eines neuen Freizeitbades und eines Feriendorfes auf der Düne wurden durch schlechte Nachrichten vom Ende mehrerer Schiffsverbindungen mit dem Festland überlagert. Ein Zusammenschluss von Helgoländer Unternehmern fordert radikales Umdenken auf der Insel: Weg vom Tagestourismus mit zollfreiem Einkauf von Schnaps und Zigaretten, hin zu mehrtägigem Urlaub in allen Jahreszeiten und einem hochwertigem Einzelhandelsangebot. In der Konzeptstudie ist vom «Naturerlebnis Helgoland» die Rede. Das Verkehrsproblem will Weber gleich mit lösen. Nach seiner Vorstellung sollen alle Gäste künftig in Cuxhaven auf ein Schiff umsteigen, das einem Katamaran ähnlich ist, aber deutlich besser mit der rauen See in der Deutschen Bucht zurechtkommt. Das sogenannte «SWATH»-Schiff könnte anders als heute auch regelmäßig im Winter verkehren.

Nachdem bisher etliche Vorschläge auf Helgoland in Diskussionen untergingen, gibt es jetzt Zustimmung von allen Seiten und nur wenig Skepsis. Der scheidende schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) spendet seinen Segen: «Aus heutiger Sicht gibt es keinen Punkt, der dagegen spricht.» Bürgermeister Botter zeigt sich aufgeschlossen, möchte aber mehr Informationen für die Insulaner. Auch die Gemeindevertretung nahm die Pläne interessiert entgegen. Stellvertretend für eine Gruppe von Unternehmern reagierte Kaufmann Daniel Heinrich nach einer ersten Vorstellung positiv. «Es ist an der Zeit, dass etwas bewegt wird.»