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Heinz Sielmann Heinz Sielmann: Der Tierfilmer und Naturschützer ist tot

08.10.2006, 11:51
Heinz Sielmann hält zwei europäische Sumpfschildkröten in den Händen, die er im Frühjahr 2004 in die Wildnis eines Naturschutzgebietes im Brandenburger Norden aussetzte. Jetzt ist der Naturschützer gestorben.(Archivfoto: dpa)
Heinz Sielmann hält zwei europäische Sumpfschildkröten in den Händen, die er im Frühjahr 2004 in die Wildnis eines Naturschutzgebietes im Brandenburger Norden aussetzte. Jetzt ist der Naturschützer gestorben.(Archivfoto: dpa) dpa

Berlin/München/dpa. - Mit seiner markanten Stimme und demwarmherzigen Lächeln legte er Millionen Fernsehzuschauern zugleicheindringlich den Erhalt der Natur ans Herz. Am vergangenen Freitagist der Tierfilmer und Naturschützer im Alter von 89 Jahrengestorben. Ruhig und in Würde sei er im Kreise seiner Familie undFreunde in München entschlafen, teilten der Stiftungsrat und derVorstand der Heinz Sielmann Stiftung am Sonntag in Berlin mit.

Am Sitz der Stiftung in Duderstadt (Niedersachsen) soll amkommenden Samstag die Trauerfeier stattfinden. Dort will KlausTöpfer, der frühere Bundesumweltminister und Ex-Direktor des UN-Umweltprogramms UNEP, den Verstorbenen würdigen.

Bekannt wurde Sielmann mit der von ihm moderierten undkonzipierten Fernsehreihe «Expeditionen ins Tierreich», die gut dreiJahrzehnte lang bis 1991 in der ARD lief. Auch im Privatfernsehensetzte er sich für den Schutz der Tiere und Umwelt ein, war mitNaturfilmen bei RTL und Sat.1 präsent.

Unermüdlich reiste der 1917 in Rheydt im Rheinland geboreneVerhaltensforscher und Publizist durch die Lande, um das Leben derTiere festzuhalten. Schon kurz nach dem Krieg hatte er sich demInstitut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterrichtangeschlossen. Seine ersten Fernsehbeiträge platzierte er bei dembritischen Sender BBC. Sielmann drehte zudem Kinofilme wie «Lied derWildbahn», «Herrscher des Urwalds», «Galapagos» und «LockendeWildnis». Seine Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen gekrönt -darunter waren der Deutsche Filmpreis, die Goldene Kamera und derGoldene und Silberne Bär der Berliner Filmfestspiele. DieBundesrepublik ehrte sein Engagement unter anderem mit dem GroßenVerdienstkreuz mit Stern.

1994 gründete Sielmann zusammen mit seiner Frau Inge (76) dieHeinz Sielmann Stiftung. Das Paar hatte 1978 seinen einzigen SohnStephan verloren, der in Nairobi an den Folgen eines Unfalls starb.Die Stiftung will vor allem junge Leute besser mit der Natur vertrautmachen. «Man kann etwas nur dann schützen, wenn man es kennt», hatteSielmann dazu einmal gesagt. «In unserer Jugend liegt das größteKapital der Naturschützer.» Viele Tausend Schüler haben mittlerweiledas Erlebniszentrum auf Gut Herbigshagen besucht.

Die Stiftung Heinz Sielmann verleiht zudem Preise für engagiertenUmweltschutz und erwirbt große und unzerstörte Gebiete inDeutschland. «Das beste für den Naturschutz ist es, die Flächeneinfach zu kaufen», sagte Sielmann einmal. So sicherte sich dieStiftung zum Beispiel mit den «Naturlandschaften Wanninchen» inBrandenburg rund 3000 Hektar einer Bergbaufolgelandschaft undgestaltete dort ein Naturzentrum. Auch das ehemaligeTruppenübungsgelände Döberitzer Heide stellte die Stiftung unterihren Schutz.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) würdigtedas Leben und Wirken Sielmanns, der auch die Umweltstiftung WorldWide Fund for Nature (WWF) beriet. «Die Brandenburger sind HeinzSielmann und seiner Gattin dankbar für das Engagement und werden dasErbe fortsetzen», sagte Platzeck am Sonntag. Die Fraktionsvorsitzendevon Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Renate Künast, bedauerte denVerlust des «großen Tierschützers» und sprach der Familie ebenso ihrBeileid aus wie Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). «Mit HeinzSielmann verliert Deutschland einen großen Naturschützer und einenglaubwürdigen und authentischen Naturliebhaber. Sielmann hat vielenMenschen durch seine lebendigen, mitreißenden und zugleich mahnendenFilme den Zugang zu den Schönheiten der Natur vermittelt», sagteGabriel.

Seine Liebe zur Natur hatte der Sohn eines leidenschaftlichenAnglers und Jägers schon als Kind entwickelt und ging früh mit derKamera auf die Jagd. Mit 21 startete er seine Karriere, als er 1938seinen ersten Film «Vögel über Haff und Wiesen» zeigte. Etliche Filmespäter blickte der Forscher anlässlich seines 85. Geburtstageszufrieden zurück: «Es war mir vergönnt, mein Leben in der Natur zuverbringen.»

Der Präsident des deutschen Naturschutzrings, Hubert Weinzierl,würdigte Sielmann als einen der herausragenden Naturschützer dervergangenen Jahrzehnte. «Er hat zwei Generationen lang den Menschendie Vielfalt der Schöpfung vermittelt», sagte Weinzierl inWiesenfelden in Niederbayern. Sielmann habe mit seiner Stiftung einbleibendes Denkmal für den Naturschutz in Deutschland geschaffen.