Rede im UN-Hauptquartier Hannovers Oberbürgermeister wirbt für atomwaffenfreie Welt
Belit Onay warnt davor, in Zeiten zunehmender Spannungen auf nukleare Abschreckung zu setzen. Die Risiken seien unkontrollierbar, sagt der Grünen-Politiker auf einer Konferenz der Vereinten Nationen.

New York/Hannover - Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay hat sich in einer Rede bei einer UN-Konferenz in New York für eine atomwaffenfreie Welt eingesetzt. „In einer Zeit, in der das Völkerrecht von Weltmächten verletzt wird, Sicherheitsgarantien außer Kraft gesetzt werden und eine weltweite Aufrüstung begonnen hat, nimmt die Risiko- und Bedrohungslage zu“, sagte der Grünen-Politiker laut Redemanuskript. „Die zunehmenden Spannungen können zu der Ansicht verleiten, Atomwaffen würden mehr Sicherheit bringen.“
Jedoch besteht laut Onay die Gefahr, dass die nukleare Abschreckung eines Tages mit dramatischen Auswirkungen auf das Leben auf der Erde scheitere. „Der einzige Weg, dies zu verhindern, ist die nukleare Abrüstung mit dem Ziel der Abschaffung von Atomwaffen.“
Deutschland verzichtete auf Teilnahme an UN-Konferenz
Onay nimmt als Vize-Präsident der Nichtregierungsorganisation „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für Frieden) an der Vertragsstaatenkonferenz zum Atomwaffenverbotsvertrag teil. Die Bundesregierung verzichtete hingegen auf eine Teilnahme.
„Der Atomwaffenverbotsvertrag stammt aus einer Zeit vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Intention und Ambition des Vertrags bilden die gegenwärtige sicherheitspolitische Realität nicht mehr ab“, teilte das Auswärtige Amt in Berlin der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die etwa sechsminütige Rede auf der UN-Konferenz sei für ihn persönlich eine besondere Ehre gewesen, sagte Onay der dpa. Er vertrat den Bürgermeister von Hiroshima, der Präsident des Netzwerkes „Mayors for Peace“ ist.
Onay: Atomwaffen schädigen Menschen über Generationen
Bei seinem Besuch anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft zwischen Hannover und Hiroshima 2023 habe er einen Eindruck von den fatalen Folgen der Atombombenabwürfe in Japan bekommen, sagte Onay. „Das ist nicht etwas, was in einem Moment Infrastruktur und Menschen trifft, sondern über Generationen hinweg Menschen schädigt.“ Der Oberbürgermeister betonte: „Das Fatale an Atomwaffen ist ihre unfassbar große Reichweite.“
Die USA hatten die vernichtenden Waffen im August 1945 über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. Schätzungsweise 120.000 Einwohner wurden bei den beiden Abwürfen getötet, eine ähnlich hohe Zahl starb außerdem in den Folgemonaten und -jahren an Verbrennungen und Strahlungsverletzungen.
Das Netzwerk „Mayors for Peace“ setzt sich für Frieden und dabei vor allem für die Abschaffung von Atomwaffen ein. Mehr als 8.470 Städte in 166 Ländern gehören ihm an, darunter 900 Städte in Deutschland.