Guy Fawkes Guy Fawkes: Der Mann hinter der Maske
Halle (Saale)/MZ. - Guy Fawkes war der Mann mit dem prägnanten Musketierbart. Der Anarchist wollte im November 1605 als katholischer Offizier das britische Parlament im Palast von Westminster mitsamt dem König in die Luft jagen. Er hatte Fässer mit Schießpulver im Keller des Gebäudes in London deponiert. Doch der Anschlag des fundamentalistischen Katholiken im Söldnerdienst der spanischen Krone scheiterte. 1606 wurde Guy Fawkes in London öffentlich hingerichtet, seine Mitverschwörer durch Vierteilen und Ausweiden zu Tode gequält. Der Monarch, den er töten wollte, regierte weiter.
Eine absurde Geschichte. Denn Fawkes, 1570 in der Grafschaft Yorkshire geboren, konvertierte als 16-Jähriger zum Katholizismus und kämpfte ab 1593 unter Erzherzog Albrecht VII. von Österreich gegen die Protestanten. Aber das waren in jener Zeit die Reformer, die Fortschrittlichen. Als begeisterter Konvertit schloss Fawkes davor die Augen. Sein Vorgehen gegen König Jakob I., Parlament und Hochadel war allein der Tatsache zuzuschreiben, dass die englische Regierung und anglikanische Bischöfe Angehörige der katholischen Kirche drangsalierten. Das wollte der gute Katholik nicht hinnehmen.
In England wird bis heute an jedem 5. November "Bonfire Night" gefeiert, Menschen laufen mit Fackeln durch Straßen, es gibt Feuerwerke und eine Fawkes-Puppe wird verbrannt. Das ist eine Gaudi, viele der Mitlaufenden wissen nicht, wofür der Namensgeber der Straßenumzüge stand. Immerhin taucht der Name Guy Fawkes aber unter den "100 wichtigsten Briten" auf. Auch in der Kunst ist er präsent. Der britische Comicautor Alan Moore erfand in den achtziger Jahren, als der Hass auf die unsozial regierende Margaret Thatcher groß war, in "V wie Vendetta" einen anonymen Anarchisten, der als Einzelkämpfer den totalitären Staat mit Bomben bekämpft. Diese Figur trug eine Guy-Fawkes-Maske, und plötzlich war der gute Katholik wieder da. "V wie Vendetta" wurde 2006 als Verfilmung gezeigt, das Kino verschaffte der Larve Verbreitung. Und so trugen eines Tages Demonstranten die Maske, die man heute bei Amazon bestellen kann. Es sind vor allem Internetkämpfer, die mit der Anonymus-Maske posieren, so dass sie inzwischen zu ihrem Markenzeichen geworden ist.