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Ground Zero Ground Zero: Wieder zurück auf Wolke sieben

Von HILKE SEGBERS 08.09.2011, 19:05
Lower Manhattan: Ground Zero. Auf dem Gedenkplatz haben kleine Bäume schon die ersten Blätter, nebenan wächst ein neues Hochhaus, und den Wintergarten vom World Financal Center schmücken neue Palmen. (FOTO: DAPD)
Lower Manhattan: Ground Zero. Auf dem Gedenkplatz haben kleine Bäume schon die ersten Blätter, nebenan wächst ein neues Hochhaus, und den Wintergarten vom World Financal Center schmücken neue Palmen. (FOTO: DAPD) AP

NEW YORK/DPA. - Es gibt wenige Plätzeauf der Welt, die so fassungslos machen wieder Ground Zero in New York. 2749 Menschenhat der Anschlag der Terrororganisation AlQaida auf die Zwillingstürme des World TradeCenters (WTC) das Leben gekostet. Zum bevorstehendenzehnten Jahrestag werden daher in New Yorkdie Hotelzimmer rar - nicht nur die New Yorkerwollen den Tag direkt am Ort des furchtbarenGeschehens begehen.

Was aber ist auf dem Platz im Südwesten Manhattansderzeit überhaupt zu sehen? Immerhin warendie Aufräumarbeiten bereits im Mai 2002 offiziellfür beendet erklärt worden. Jahre der Diskussionwaren gefolgt, ob der Platz ein Ort des Gedenkensoder wieder bebaut werden soll. Die Entscheidungfiel zugunsten neuer Hochhäuser, eines Museumsund einer Gedenkstätte. Und so ist GroundZero in diesen Tagen eine Großbaustelle.

Eindringliches Andenken

Der Besucher kann um den gesamten, knapp6,5 Hektar großen Komplex herumlaufen. Ständigöffnen sich die Tore im Bauzaun, um Betonmischerund Bauarbeiter hinein- s>oder herauszulassen.Das erlaubt gute Einblicke. Einmal schnellraufhuschen auf die Baustelle geht nicht -die Polizisten, die das Gelände bewachen,beobachten die Touristen scharf und rügenschon mal zu eifrige Fotografen.

Dabei ist das Fotografieren des Ground Zerogrundsätzlich erlaubt, kurz vor dem Jahrestagist wohl nur die Achtsamkeit größer. EineGruppe Japaner lichtet sich vor der Bronzegedenktafelfür die 343 bei den Rettungsarbeiten ums Lebengekommenen Feuerwehrleute ab, Gedenkfahnenwerden geknipst, und Andenkenbilder, die rundum das Gelände zu finden sind.

Viele der Fotos von Vermissten und Opfern,die einst an den Absperrungen rund um denGround Zero hingen, sind inzwischen im "TributeWTC Visitor Center" zu sehen. Die von Angehörigender Opfer initiierte Ausstellung ist nur einevon mehreren, aber dafür direkt am GroundZero. Wer sie durchschritten hat, verstehtauf einmal den amerikanischen Patriotismus,den der Anschlag noch verstärkt hat. Die Bildermachen fassungslos, so viele sind es - vielleichtgerade deswegen.

Letzte Andenken wie Baseballbälle, Ehrenschleifenoder Notizzettel, die Angehörige gestiftethaben, berühren tief. Gezeigt werden außerdemGegenstände, die aus den Trümmern gezogenworden sind: ein vier Meter hoher verbogenerStahlträger, verstaubte Schuhe, eine verbeulteAktentasche, Mitarbeiterausweise, ein verkohlterFeuerwehrhelm. Vorsorglich haben Museumsmitarbeiterin den Räumen Boxen mit Papiertaschentüchernbereitgestellt. Sehr still verlässt man dasGebäude wieder.

Ähnlich ergeht es dem Besucher eine Ecke weiterin der Kapelle St. Paul’s. Die kleine Kircheaus dem 18. Jahrhundert war wie durch einWunder nicht beschädigt worden durch die fallendenTrümmer des nahen WTC. In den Tagen und Wochennach dem Anschlag wurde sie zur Zuflucht derRettungskräfte. Dort fanden Feuerwehrleuteund Freiwilliges> Nahrung und ein wenigRuhe, bevor sie wieder hinaus gingen in dasChaos am Ground Zero. Eine der Pritschen miteinem Haufen Glücksbringer steht noch heutein der Kirche, aber auch viele Gedenktafelnsind dort aufgestellt.

Neustart in vollem Gange

Draußen holt einen mit Getöse die Baustellein die Gegenwart zurück. Es ist schon vielgeschafft, aber auch noch viel zu bauen. DieHochhäuser sollen bis 2014 fertiggestelltwerden. Architekt des Gesamtkomplexes istDaniel Libeskind. Seine Entwürfe für dasGelände sind aber inzwischen mehrfach überarbeitetworden.

Der Aushub für die Baustelle ist von der StadtNew York nicht einfach abgefahren worden.Als acht Monate nach dem Anschlag endlichkein Rauch mehr aus den Trümmern stieg, warenviele der Vermissten noch nicht gefunden.Zu groß war die Hitze des explodierenden Kerosinsder beiden Flugzeuge gewesen, die in die Zwillingstürmegeflogen waren, und zu schwer die zusammenstürzendenBetonteile. So wurde der Aushub zum Großteilauf die Deponie Fresh Kills in Staten Islandgeschafft, wo die Suche nach Überresten derLeichen noch lange fortgesetzt wurde.

Zentrum der Neuanlage ist das World TradeCenter 1 des Immobilienmoguls Larry Silverstein,des ehemaligen Eigentümers der Twin Towers.Es soll mit 541 Metern das höchste Gebäudeder USA werden. Der Großteil der 105 Stockwerkedes einst als Freedom Tower geplanten Bausragt schon empor.

Auf dem Gelände werden künftig auch weitereBürohäuser stehen - und alle heißen sie WordTrade Center, die nummeriert werden. Das WorldTrade Center 2 wird mit 411 Metern Höhe daszweithöchste Gebäude der Stadt New York sein.Der dritte Tower wird 378 Meter hoch und dasWelthandelszentrum 4 hat noch 297 Meter Höhe.Bereits im Jahr 2006 fertiggestellt ist das228 Meter hohe World Trade Center 7.

Mittelpunkt des Komplexes aber wird das WorldTrade Center Memorial mit einem Museum undeiner Gedenkstätte, die in Teilen zum zehntenJahrestag eröffnet werden soll. Wo einst Nord-und der Südturm standen, sind Bassins geplant,von deren Rand Wasser über eine kleine Stufeneun Meter tief in ein Untergeschoss fließenwird. Darum herum stehen 400 neu gepflanzteEichen. Die Becken werden die ehemaligen Grundrisseder Twin Towers nachbilden. Unter ihnen befindensich zwei Gedenkräume, in denen ein Museumeingerichtet wird und ein Raum mit einer sehrlangen Liste: den Namen der Toten des 11.September 2001.