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Größter DDR-Freizeitpark Größter DDR-Freizeitpark: Der Plänterwald wird zwangsversteigert

Von Silke Hahne 28.06.2013, 06:21
Besucher gehen im ehemaligen Spreepark in Berlin an einer Dinosaurier-Figur vorbei.
Besucher gehen im ehemaligen Spreepark in Berlin an einer Dinosaurier-Figur vorbei. dpa/ARCHIV Lizenz

Berlin/dpa. - Wie in einem verwunschenen Zauberwald fühlt es sich an, durch den brachliegenden Spreepark zu streifen. Das aus dem DDR-Fernsehen („Spuk unterm Riesenrad“) bekannte Riesenrad quietscht beinahe unheimlich im Wind, das verfallene Kassenhäuschen daneben ist kaum mehr zu erahnen. Riesige Plastikdinosaurier warten am Eingang auf Besucher, die kaum mehr kommen. Allerlei Buden und Attraktionen sind nur noch zu erahnen. Die Natur hat das Areal Stück für Stück erobert. Was einmal unter dem Namen Plänterwald als größter Freizeitpark der DDR galt, ist heute nur noch skurrile Fotokulisse und Domizil für ein Sommer-Open-Air-Theater; meist aber unzugänglich. Mit der Zwangsversteigerung des Erbbaurechts am Mittwoch (3. Juli) könnte ein neues Kapitel für das Gelände in Berlin-Treptow beginnen.

Auf Areal soll ein Freizeitpark bleiben

Kurz davor ist die Zukunft des ehemaligen Rummels weiter offen. Nur eins steht fest: Das seit beinahe einem Jahrzehnt brachliegende Areal soll ein Freizeitpark bleiben - beziehungsweise wieder einer werden. Das sieht der im Internet einsehbare Flächennutzungsplan der Stadt Berlin so vor. Wer das Erbbaurecht erhält, darf auf dem Grundstück zunächst bis 2061 im Rahmen des Plans bauen und die Bauten nutzen.

Auch das Bezirksamt Treptow-Köpenick will an einem Freizeitpark festhalten, so Rainer Hölmer, Leiter der Abteilung für Bauen, Stadtentwicklung und Umwelt. „Wir sind allerdings bereit, die sich daraus ableitenden planungs- und baurechtlichen Möglichkeiten kreativ zu nutzen. Einen Kulturpark mit sehr viel Bürgerengagement würde ich zum Beispiel sehr begrüßen.“ Auf jeden Fall solle der Park ein öffentlicher Raum bleiben. Pläne, im Plänterwald Wohnungen zu errichten, würden vom Bezirk definitiv abgelehnt.

Eine öffentliche Nutzung durch alle Berliner wünscht sich auch die „Initiative Bürgerpark im Plänterwald“. Sie hat sich erst Anfang der Woche gegründet. „Die finanziellen Mittel zum Mitsteigern haben wir natürlich noch nicht“, sagt Doreen Butze von der Bürgerinitiative. Dafür gibt es umso mehr Ideen für die Zukunft des Parks. „Wir stellen uns einen nachhaltigen Freizeitpark im weitesten Sinne vor, mit Kunst und Kultur, Veranstaltungen wie Kino oder Konzerten.“

Das alles unterliege natürlich den Auflagen für die Nutzung, so Butze weiter. Es müsse zum Beispiel der Baumbestand erhalten bleiben, die alten verrosteten Fahrgeschäfte müssten abgetragen, möglicherweise auch neue aufgestellt werden. Hinzu komme, dass der Boden belastet sei und ökologisch verträglich ausgetauscht werden müsse.

Das Erbbaurecht, so die Idee der Initiative, soll an eine Bürgerstiftung gehen; knapp eine Woche vor der Zwangsversteigerung wohl kein realistisches Szenario. Doreen Butze hofft daher auf ein Scheitern der Versteigerung und einen weiteren Termin, bei dem dann das Mindestgebot niedriger liegt als die aktuellen rund 800 000 Euro. Dann könnte die Initiative vielleicht genug Spenden zusammenhaben, um mitzusteigern, so Butze. „Wenn jeder Berliner einen Euro spenden würde, hätten wir genug.“

Der Verkehrswert des Spreepark-Geländes liegt bei etwa 1,6 Millionen Euro. Laut Gesetz muss in der ersten Runde der Zwangsversteigerung mindestens die Hälfte geboten werden. Sonst wird der Zuschlag nach Angaben des Berliner Liegenschaftsfonds nicht erteilt. Dem Tochterunternehmen des Landes Berlin gehört das Grundstück.

Größter Freizeitpark der DDR

Der Rummelplatz im Plänterwald war 1969 als „VEB Kulturpark Berlin“ eröffnet worden und galt als größter Freizeitpark der DDR. Bekannt wurde er auch durch die Kinder-TV-Grusel-Serie „Spuk unterm Riesenrad“. Nach dem Mauerfall übernahm die Schaustellerfamilie Witte das Erbbaurecht. Nach Millioneninvestitionen eröffnete sie 1992 den Spreepark. Zehn Jahre später meldete die Spreepark GmbH Insolvenz an.

Seither liegt das Gelände brach. Den fälligen Erbbaurechtzins hat die GmbH Jahre nicht gezahlt, auch andere Verbindlichkeiten blieb sie schuldig. Insgesamt lasten auf dem Spreepark mehr als 15 Millionen Euro Schulden, davon allein rund sechs Millionen Euro beim Land Berlin. Von der Versteigerung profitiert zunächst das Finanzamt Treptow-Köpenick. Viele andere Gläubiger, wie etwa die Deutsche Bank, könnten leer ausgehen.

Nach der Spreepark-Pleite hatte sich der Geschäftsführer Norbert Witte samt Familie und einigen Karussells nach Peru abgesetzt. Zwei Jahre später wurde er in Berlin wegen Kokain-Schmuggels zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er hatte 167 Kilogramm der Droge in den Mast des „Fliegenden Teppichs“ eingeschweißt. Inzwischen ist Witte wieder auf freiem Fuß.