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Großbritannien Großbritannien: Königsfamilie nimmt Abschied von Margaret

15.02.2002, 16:21
Königsfamilie nimmt Abschied von Margaret
Königsfamilie nimmt Abschied von Margaret PA POOL/epa

London/dpa. - Die gesundheitlich schwer angeschlagene Königinmutter, die amschwarzen Hut eine weiße Blume trug, betrat die Kirche durch einenSeiteneingang, um den Blicken von etwa 500 wartenden Schaulustigenund den Kameras der Fotografen zu entgehen. Einem Bericht desbritischen BBC-Fernsehen zufolge benutzte sie einen Rollstuhl. Siehatte darauf bestanden, ungeachtet ihres Gesundheitszustandes perHubschrauber nach Windsor geflogen zu werden.

Prinzessin Margaret war am Samstag an den Folgen einesSchlaganfalls gestorben. Sie hatte Ablauf und Gästeliste der privatenTrauerfeier selbst festgelegt. Zu den Gästen gehörten auch ihrEx-Ehemann Lord Snowdon, mit dem sie von 1960 bis 1978 verheiratetwar. Auch Roddy Llewellyn, der von 1973 bis 1980 ihr Liebhaber war,befand sich unter den Gästen.

Etwa 450 Gäste waren zu dem Gottesdienst in der Kapelle geladen,in der zehn englische Könige sowie zahlreiche Familienmitgliederbeigesetzt sind. Zu den anwesenden Mitgliedern des Königshausesgehörten neben der Königin und Prinz Philip (80) auch deren KinderCharles (53), Anne (51), Andrew (41) und Edward (37) sowie die EnkelWilliam (19) und Harry (17).

Während die Trauergemeinde auf den Beginn des Gottesdiensteswartete, wurde Musik aus «Schwanensee» gespielt: Die Musik hatteMargaret, eine große Ballett-Liebhaberin, selbst ausgesucht. ZumAbschluss der Trauerfeier spielte ein Dudelsackspieler der RoyalHighland Fusiliers eine klagende Trauermelodie namens «Derverzweifelte Kampf des Vogels». Der Dekan von Windsor zelebrierte denGottesdienst, der Erzbischof von Canterbury, George Carey, sprach einGebet.

Auf den Tag genau 50 Jahre zuvor war in derselben KapelleMargarets Vater, König George VI., beigesetzt worden. Zu ihm hattesie immer ein besonders gutes Verhältnis gehabt. Unmittelbar nach derTrauerfeier wurde der Sarg der Prinzessin aus dem Schloss gebracht,um in einem nahe gelegenen Krematorium eingeäschert zu werden - einBruch mit der Tradition des Königshauses, das bisher aufFeuerbestattungen verzichtet hatte. Die Einäscherung im Krematoriumvon Slough sollte in aller Stille und ohne königliche Trauergästevollzogen werden.

Nach einem Bericht der «Times» hatte sich Margaret deshalb füreine Einäscherung entschieden, weil ihre Urne in der Königsgruft derSt.-Georgs-Kapelle ganz in der Nähe ihres geliebten Vaters George VI.beigesetzt werden könne. Für einen Sarg wäre dort kein Platz mehrgewesen. Den königlichen Friedhof auf Schloss Windsor fand Margaretdüster und unheimlich.

Die Urne sollte am Freitagabend oder am Samstagmorgen in dergotischen Kapelle beigesetzt werden. Dort sind unter anderem zehnenglische Könige bestattet, darunter der sechs Mal verheirateteHeinrich VIII. (1491-1547).

Die britischen Medien würdigten am Freitag vor allem dieKöniginmutter. Ihr Hubschrauberflug von Schloss Sandringham nachWindsor am Tag zuvor sei die «tapferste und die traurigste Reiseihres Lebens» gewesen, schrieb die «Sun» und betitelte sie als«Mutter Courage». Das Konkurrenzblatt «Mirror» berichtete jedoch, dasKönigshaus sei so verärgert über die «Sun», dass ihre Reporter nichtauf das Gelände von Schloss Windsor vorgelassen würden. Die «Sun»habe sich die Gunst der Royals mit einem Wortspiel über die Kremationvon Margaret auf der Titelseite («Crem de la Crem») verscherzt.

Der Hofdichter der Queen, Andrew Motion, veröffentlichte amFreitag unter dem Titel «Die jüngere Schwester» ein Gedicht überMargaret. Darin konzentrierte er sich auf die tragische Seite ihresLebens.