Großbritannien Großbritannien: Glückliches Ende einer Affäre

London/Hamburg/dpa. - Schon die Titelfrage war problematisch und die Wortwahl gequält:«Königin Camilla» wäre den Untertanen Ihrer Majestät nicht zuvermitteln gewesen. Selbst wenn Charles Nachfolger seiner Mutter unddamit König würde, darf die Frau an seiner Seite nicht Königinwerden. «Prinzessin von Wales», der nahe liegende Titel für dieGemahlin des Prinzen von Wales, hätte den für Camilla höchstproblematischen Vergleich mit Diana heraufbeschworen, seit ihremUnfalltod 1997 «Prinzessin der Herzen». Nun also «Princess Consort»,Prinzessin-Gemahlin - ein Titel, den es seit 140 Jahren offiziellnicht mehr gegeben hat.
Dabei unterscheiden die meisten Briten fein zwischen dem privatenGlück ihres Thronfolgers und Fragen der Staatsräson: «Er sollteheiraten, wenn es ihn glücklich macht. Aber er sollte sich an dieRegeln halten und nicht König werden», schreibt Paul Adderson ausLeeds am Donnerstag in einer Online-Umfrage. «Heirate sie, wenn duwillst, aber vergiss den Thron», meint D. Brenner aus Johannesburg.Viele Briten wollen ohnehin lieber Prinz William (22), den ältestenSohn von Charles und Diana, als Nachfolger von Königin Elizabeth II.sehen.
Ein König Charles, geschieden und wiederverheiratet mit einerGeschiedenen, würde mit der Thronbesteigung zugleich zum weltlichenOberhaupt der anglikanischen Kirche werden - ein Vorgang, derkonservativen Amtsträgern und Mitgliedern der Staatskirche höchstsuspekt ist. Der liberale Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams,ließ zwar schon vor einigen Jahren erkennen, er würde sich auch einerHochzeit des Thronfolgers mit Camilla nicht widersetzen. Aber dieohnehin von inneren Konflikten etwa über homosexuelle Priesterzerrissene Kirche wird dies kaum geschlossen mittragen.
Seit Jahren hat Charles die Hochzeit Schritt für Schrittvorbereitet und den Briten Zeit gelassen, sich an Camilla zugewöhnen. Doch das Verfahren bleibt heikel. Dies wird auch daransichtbar, dass Charles und Camilla am 8. April auf Schloss Windsornur in einer standesamtlichen Zeremonie getraut werden. Denkirchlichen Segen gibt es erst danach. Vieles dürfte für Charles'Chancen auf den Thron davon abhängen, wie die Briten dieses Verfahrenakzeptieren. Denn das Trauma sitzt nach wie vor tief: «Die dunkelsteStunde der Monarchie in den letzten 100 Jahren kam, als ein Königeine geschiedene Frau heiraten wollte», erinnerte BBC-ExperteWitchell an die Affäre des damaligen Königs mit Wallis Simpson.
Edward VIII. musste 1936 abdanken, und Charles' Großvater retteteals George VI. die Monarchie. Doch in den letzten Jahren hat das HausWindsor durch Skandale und Affären viel Kredit verspielt. «SollCharles doch Camilla heiraten», meint John aus Milton Keynes. «Aberwir wollen dafür nicht zahlen.» Die Gegner der Monarchie inGroßbritannien sind zwar eine Minderheit geblieben, aber das heißtnicht, wie Hofberichterstatter Witchell weiß, dass die Zukunftgesichert wäre: «Die größte Bedrohung für die Monarchie liegt darin,dass die Leute sich nicht mehr darum scheren, was aus ihr wird.»
