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Großbritannien Großbritannien: Elizabeth II. wünscht Charles und Camilla «alles Gute»

09.04.2005, 15:12
Der britische Thronfolger Prinz Charles (56) und seine Ehefrau Camilla Parker Bowles (57) nach der Trauung, im Hintergrund Prinz William (22), der Trauzeuge war. (Foto: dpa)
Der britische Thronfolger Prinz Charles (56) und seine Ehefrau Camilla Parker Bowles (57) nach der Trauung, im Hintergrund Prinz William (22), der Trauzeuge war. (Foto: dpa) PA pool

Windsor/London/dpa. - Auf einen öffentlichen Hochzeitskuss warteten die Gäste den ganzen Tag über allerdings vergeblich.

Am Samstagmittag war das Brautpaar zunächst in einem 43 Jahrealten Rolls Royce, der früher Queen Mum gehörte, vom Schloss zumStandesamt im Rathaus von Windsor chauffiert worden. Rund 20 000Menschen jubelten den beiden vom Straßenrand zu. Es war bewölkt undkalt, nachdem zunächst die Sonne geschienen hatte.

Camilla trug im Standesamt ein knielanges weißes Chiffonkleid unddarüber einen weißen Seidenmantel mit Fischgrätmuster. Zumanschließenden Gottesdienst erschien sie nicht in Weiß, sondern ineinem hellen, blaugrauen Seidenkleid mit Goldstickereien. Charlestrug einen Frack. Wegen des Begräbnisses von Papst Johannes Paul II.war die Hochzeit um einen Tag verschoben worden.

Das Jawort selbst gaben sich Charles und Camilla hinterverschlossenen Türen. Mit dabei waren außer der Standesbeamtin ClairWilliams (45) und einer Assistentin nur 28 Angehörige, darunter dievier Kinder aus den jeweils ersten Ehen der Brautleute: Prinz William(22) und Prinz Harry (20) sowie Tom Parker Bowles (30) und seineSchwester Laura (26). William und Tom Parker Bowles übernahmen dieRolle der Trauzeugen. Charles' Eltern, die Queen und Prinz Philip(83), blieben dem Standesamt fern, kamen aber zum Gottesdienst.

Nach 20 Minuten erschien das Brautpaar Arm in Arm auf den Stufendes Rathauses. Viele der Schaulustigen jubelten. Aber auch einigeDiana-Anhänger und Republikaner machten mit Plakaten und Buhrufen aufsich aufmerksam. Nach wenigen Augenblicken sagte Charles «vielenDank». Dann fuhr er mit Camilla zum Schloss. Dort warteten die mehrals 700 Gäste, unter ihnen Premierminister Tony Blair, der Komiker«Mr. Bean» Rowan Atkinson und Popstar Phil Collins, aber nur wenigeVertreter anderer Königshäuser.

Im Gottesdienst in der St George's Chapel des Schlosses empfingdas Paar anschließend den Segen der anglikanischen Kirche. DieZeremonie war feierlich und ernst. Rowan Williams, der als Erzbischofvon Canterbury das geistliche Oberhaupt von weltweit 75 MillionenAnglikanern ist, gab der lange Zeit höchst umstrittenen Liebe seinenSegen. Charles und Camilla gelobten sich ewige Treue. Der kirchlicheSegen für das Paar gilt nicht als kirchliche Trauung. Sie wäre nachden Bestimmungen der Kirche von England nur möglich gewesen, wennCharles und Camilla am Zerbrechen ihrer ersten Ehen unschuldiggewesen wären.

Nach dem Gottesdienst gab Königin Elizabeth II. (78) in denStaatsgemächern des Schlosses einen Stehempfang für die Gäste mitChampagner und Häppchen. Am frühen Abend brachen die Brautleute dannin die Flitterwochen nach Schottland auf. Sie verließen das Schlossin einem Bentley, den die Prinzen William und Harry mit buntenLuftballons geschmückt hatten. Die beiden hatten außerdem Herzen und«Just married» auf die Scheiben gesprüht. Die kommenden sieben biszehn Tage «flittern» die Frischvermählten nun im JagdschlösschenBirkhall im schottischen Hochland.

Durch die Trauung ist Camilla nach dem Hofprotokoll zurzweitwichtigsten Frau der britischen Monarchie aufgestiegen. Sie mussjetzt mit «Königliche Hoheit» angeredet werden und führt sämtlicheTitel ihres Mannes. Unter anderem ist sie auch Prinzessin von Wales.Sie will diesen Titel aber nicht benutzen, da er eng mit PrinzessinDiana verbunden ist. Stattdessen will sie sich Herzogin von Cornwallnennen lassen.

Charles und Camilla hatten sich schon 1970 kennen gelernt. Beideheirateten zunächst jedoch andere Partner, Camilla den OffizierAndrew Parker Bowles und Charles Diana Spencer. Mitte der 90er Jahreließen sie sich scheiden, doch an eine Wiederheirat war zunächstnicht zu denken, weil die britische Öffentlichkeit vor allem nach demUnfalltod von Diana große Vorbehalte gegen Camilla hatte.Mittlerweile wird die langjährige Geliebte des Thronfolgers etwasweniger kritisch gesehen.

Nach Umfragen, die am Sonntag veröffentlicht wurden, will jedochdie Mehrzahl der Untertanen im Vereinigten Königreich Camilla nichtals Königin sehen. Außerdem sprach sich die Mehrheit der Befragtendafür aus, dass nach der Queen nicht Charles, sondern dessen SohnWilliam den Thron besteigen soll.

(Grafik: dpa)
(Grafik: dpa)
dpa