Großbritannien Großbritannien: Charles und Camilla wollen In- und Ausland überzeugen

London/dpa. - Die Queen wolle keineswegs abdanken, sei sich aber bewusst, dasssie kürzer treten müsse, berichtete der «Evening Standard», der imFebruar als erste Zeitung die Heiratspläne von Charles und Camillaenthüllt hatte. Die Hochzeit am vergangenen Samstag und der 80.Geburtstag der Queen im nächsten Jahr seien Anlass zu einerallmählichen Umverteilung der Repräsentationspflichten, schrieb dasBlatt unter Berufung auf Hofquellen. Dabei sollten Charles undCamilla vor allem längere Auslandsreisen übernehmen.
Charles' ehemaliger Privatsekretär Mark Bolland, der in den erstenJahren nach Dianas Unfalltod die PR-Kampagne für Camilla geleitethat, sieht jedoch einige Hindernisse: «Camilla ist nervös und hatkeine Ausdauer. Sie findet es furchtbar, im Rampenlicht zu stehen.Ich bezweifle, dass sie viel Arbeit in der Öffentlichkeit verrichtenwird. Ich mag Camilla wirklich sehr, aber sie ist schrecklich faul.»Auch Freundinnen von Camilla haben darauf hingewiesen, dass sie ihrganzes Leben nie gearbeitet habe.
Zurzeit verleben Charles und Camilla im Norden Schottlands ihreFlitterwochen. Camilla soll dort der Zeitung «Daily Mirror» über denlangen Weg zur Hochzeit gesagt haben: «An einem Punkt dachte ichwirklich nicht, dass wir es noch schaffen würden.» Doch jetzt sei dieHochzeit ein «wunderbarer Tag» gewesen. Am Ende durfte sie sich sogarmit Küsschen von der Queen verabschieden.
Nach dem einhelligen Urteil der Presse hat die Hochzeit gezeigt,dass Dianas Söhne William (22) und Harry (20) inzwischen ein gutesVerhältnis zu Camilla haben. Beide gaben Camilla einen Kuss undwirkten durchweg fröhlich. Harry warf sogar Konfetti, als sein Vaterdas Standesamt verließ. Camillas Ex-Mann Andrew Parker Bowles (65)hob nach Presseberichten während der Feier sein Glas und rief: «Sieist eine tolle Frau!»
Insgesamt bewertete die Presse die Hochzeit am Montag wohlwollend.Vor allem Camillas Brautkleider bekamen gute Noten. Das Interesse derbritischen Öffentlichkeit war vergleichsweise gering: Nur 7,3Millionen verfolgten die Fernsehübertragung, so wenige wie nie zuvorbei einer königlichen Hochzeit. 1981 bei Charles und Diana waren eszum Beispiel mehr als 28 Millionen gewesen. Selbst zur Hochzeit vonPrinz Edward und Sophie Rhys-Jones schalteten vor sechs Jahren noch14 Millionen ein. Dennoch teilte der Fernsehsender ITV am Montag mit,dass er die frühen Jahre der Beziehung nach dem ersten Treffen 1970verfilmen wolle.
Der linksliberale und monarchiekritische «Guardian» urteilte, dieHochzeit habe der Welt wenigstens gezeigt, dass Großbritannien heute«nicht mehr so steif und formell» sei. Dass der Thronfolger und seineFrau in zweiter Ehe verheiratet seien, spiegele nur die Realität derheutigen Gesellschaft wider.