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Waldbrand Großbrand am Brocken - Verdacht auf Brandstiftung

Unermüdlich haben Einsatzkräfte am Wochenende aus der Luft und am Boden den Großbrand am Brocken bekämpft. Nachdem dieser weitgehend unter Kontrolle ist, rückt die Ursachenermittlung in den Blick.

Von Christopher Kissmann, Dörthe Hein und Niklas Bröckl, dpa 08.09.2024, 15:09
Brandstiftung ist laut Experten nicht ausgeschlossen.
Brandstiftung ist laut Experten nicht ausgeschlossen. Swen Pförtner/dpa

Wernigerode - Lange Rauchschwaden am Brocken, Feuerwehren, Flugzeuge und Hubschrauber im Dauereinsatz bei Sommerhitze: Am höchsten Berg des Harzes haben Einsatzkräfte am Boden und aus der Luft das gesamte Wochenende über gegen einen großen Waldbrand gekämpft. Nachdem eine Ausbreitung des Feuers inzwischen verhindert werden konnte, richtet sich der Blick nun vor allem darauf, wie der Brand ausgebrochen ist und welche Rolle das Totholz bei der Bekämpfung des Feuers spielt.

Der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse hält es für möglich, dass das Feuer bewusst gelegt worden ist. „Brandstiftung ist nicht ausgeschlossen“, sagte Lohse der Deutschen Presse-Agentur. Er verwies darauf, dass das Feuer am Freitag zeitgleich an mehreren Stellen ausgebrochen war. Die Brandstellen hatten sich später zu einer größeren Feuerfront vereinigt.

Die Polizei teilte auf Anfrage mit, dass ein Brandermittlungsverfahren eingeleitet worden sei. Nähere Angaben zur Brandursache seien aber erst möglich, wenn man den Brandort untersuchen könne, hieß es.

Der Harzer Nationalparkchef Roland Pietsch geht nicht von Brandstiftung aus. „Aufgrund der Unzugänglichkeit des Geländes halte ich es für unwahrscheinlich, dass dort an acht Stellen in naher zeitlicher Reihenfolge Feuer gelegt werden konnte“, sagte Pietsch der Deutschen Presse-Agentur. 

Hoffen auf Regen

Rund um den Gipfel war am Wochenende immer wieder das Dröhnen der Löschhubschrauber zu hören, die nacheinander Wasser über den Flammen abwarfen. Auch Löschflugzeuge waren immer wieder unterwegs. Am Samstagabend war es den Einsatzkräften schließlich gelungen, eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern.

In der Nacht zu Sonntag wurden die Arbeiten unterbrochen, es gab aber Patrouillenfahrten. Ziel sei es, den Brand am Sonntag so weit zu löschen, dass nur noch Nachlöscharbeiten notwendig seien, sagte Lohse.

Vor Ort hofften die Einsatzkräfte auf Regen am Sonntagabend. Doch es blieben Zweifel. Oft regne es sich im Westharz ab, sagte der Leiter des Krisenstabes, Immo Kramer, der dpa. „Im Ostharz bleibt oft nicht mehr so viel übrig.“

Anwohner und Gastronomen helfen bei Versorgung

Die Flugzeuge und Hubschrauber sollten noch bis Sonntagabend im Einsatz sein. „Bis Sonnenuntergang wird weitergeflogen“, sagte Kramer. Am Montag könnten dann vor allem Einsatzkräfte am Boden im Brandgebiet nach Glutnestern suchen.

Kramer dankte der Bevölkerung und Gastronomen, die die Einsatzkräfte mit Kuchen und anderen Lebensmitteln versorgten. Die Anteilnahme sei groß, sagte Kramer. Die Feuerwehrleute arbeiteten in Schichten und seien froh über die Unterstützung.

Vor zwei Jahren hatte der Landkreis den Katastrophenfall wegen eines Brandes am Brocken ausgerufen. Damals war es genau die gleiche Stelle wie jetzt.

„Vieles, was wir 2022 gelernt haben, wurde jetzt umgesetzt“, sagte Sachsen-Anhalts Forstminister Sven Schulze (CDU). Die nun betroffene Fläche sei größer als damals, gleichzeitig sei aber weniger Personal und mehr Technik im Einsatz. Er danke allen Kräften für ihren großen Einsatz, so Schulze.

Debatte um Kosten für Löschflugzeuge

Krisenstabsleiter Kramer forderte mehr Engagement von EU, Bund und Ländern bei der Anschaffung von Löschflugzeugen in den nächsten Jahren. „Solche Brände werden auch andere Regionen in Deutschland treffen“, sagte er. Darauf müsse man sich vorbereiten, die Refinanzierung der Kosten könnten die Kommunen nicht dauerhaft allein stemmen.

Auch die Diskussionen über das Totholz gehen weiter. Dieses ist laut Brandexperten einer der Gründe für die erhöhte Brandgefahr und erschwerte Brandbekämpfung. Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes warnte erneut vor leichtfertigem Umgang mit Totholz in den Wäldern. Der Verband forderte ein sinnvolles Flächenmanagement im Waldbau. Das beginne mit einer vernünftigen Kartierung, aber auch die Bewirtschaftung und das Management des Totholzes müsse verbessert werden, hieß es. 

Stehendes Totholz gleiche Feuerfackeln, sagte auch Kramer. Die Kombination mit dem trockenen Gras sorge für weite Funkenflüge, sodass immer wieder auch neue Glutnester entstehen könnten.

500 Menschen in Sicherheit gebracht

Das Feuer war am Freitag am Königsberg ausgebrochen, einer Nebenkuppe des Brockens, und breitete sich auf eine Länge von rund 1.000 Metern aus. Das Gebiet ist derzeit für Touristen gesperrt. 

Am Freitagnachmittag wurden rund 500 Menschen mit Bussen vom Brocken in Sicherheit gebracht. Es handelte sich laut dem Landkreis Harz um Wanderer und Sportler. Der Weg zum Brocken gilt als einer der meistfrequentierten Wanderwege im Nationalpark Harz.

Es war nicht der einzige Brand, der am Wochenende in Sachsen-Anhalt wütete: Bei Oranienbaum im Osten des Landes war eine Fläche von 50 bis 55 Hektar betroffen. Insgesamt waren rund 280 Einsatzkräfte vor Ort, auch Löschhubschrauber unterstützen die Arbeiten. Der Waldbrand war am Freitag in der Nähe der Bundesstraße 107 und eines Wohngebietes sowie unweit einer munitionsbelasteten Fläche ausgebrochen.