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Fußball-Nationalmannschaft Im Kreis der Großen: Stiller Groß als neue Führungskraft

Vergleiche mit Toni Kroos sind ihm unangenehm. Pascal Groß ist aber die Lösung für Bundestrainer Nagelsmann nach dem Rücktritt des Real-Stars. Antworten verspricht der Neu-Borusse nur auf dem Platz.

Von Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa Aktualisiert: 06.09.2024, 11:38
Gutes Auge und ein feiner Fuß. Pascal Groß bringt alles mit für die späte DFB-Karriere.
Gutes Auge und ein feiner Fuß. Pascal Groß bringt alles mit für die späte DFB-Karriere. Federico Gambarini/dpa

Herzogenaurach/Düsseldorf - Eingerahmt von Joshua Kimmich und Robert Andrich trabte Pascal Groß über den Trainingsplatz. Auf den Redeschwall seines extrovertierten Nebenmannes Andrich reagierte der schweigsame Mittelfeldmann mit einem Lächeln. Große Worte sind vom Neu-Dortmunder bei der Fußball-Nationalmannschaft auch künftig nicht zu erwarten. 

Dafür große Taten? Julian Nagelsmann hat den 33-Jährigen nicht nur in den Mannschaftsrat befördert, trotz gerade einmal acht Länderspielen. Der Name Pascal Groß fällt zudem immer wieder in der Nachfolge-Diskussion um Toni Kroos. 

„Pascal wird das gut machen. Er spielt in Dortmund eine ähnliche Rolle, wie es Toni bei uns getan hat“, sagte der Bundestrainer vor dem Start in die Nations League am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) in Düsseldorf gegen Ungarn. Also, alles klar. Groß mit der Nummer fünf im DFB-Trikot auf die Position sechs neben den robusten Leverkusener Meister-Abräumer Andrich oder den Feinfuß-Azubi Aleksandar Pavlovic aus München. Allein das Spiel mit den Namen Groß statt Kroos ist ja schon verlockend simpel. 

Ganz so leicht wird es aber nicht sein. Denn natürlich ist die Strahlkraft des im Fußball-Ruhestand befindlichen Real-Madrid-Seriensiegers Kroos nicht einfach so zu ersetzen. Das weiß auch der Bundestrainer, der einschränkte, dass Groß auch andere Qualitäten einbringen werde. 

Groß selbst sind die Vergleiche unangenehm. „Toni ist der vielleicht größte deutsche Fußballer, den es je gab“, sagte er dem „Kicker“. „Ich habe in jedem Training darauf geachtet, was er macht, und darauf geschaut, wie er sich beispielsweise auf ein Spiel vorbereitet“, fügte er an. Er ist und bleibt ein stiller Vertreter der Zunft. Auch nach einigen Jahren in der Glitzer-Welt der englischen Premier League bei Brighton & Hove Albion. 

Sammer lobt Spielintelligenz

BVB-Berater Matthias Sammer sieht sogar mehr Variabilität mit Groß statt Kroos, auch wenn dieser mit seinen Erfolgen „eine Stufe drüber“ sei. „Beide sind sehr spielintelligent. Aber in Brighton hat Pascal Groß auch andere Positionen bekleidet, um einer Mannschaft ein Stück weit Unterstützung und Hilfestellung zu geben“, sagte Sammer. Soll heißen: Groß hat einen größeren Aktionsradius als Kroos. Er wird andere Elemente gerade in das Offensivspiel einbringen können. 

Unterstützung und Hilfestellung, das sind durchaus Attribute, die Groß für sein Spiel beansprucht. „Ich möchte meine Mitspieler besser machen, sie in Szene setzen und dabei helfen, Spiele zu gewinnen. Daran hat sich nichts geändert“, sagte der gebürtige Mannheimer. 

Dortmund-Trikots zu Weihnachten

Mit dem Wechsel nach Dortmund erfüllt sich für ihn ein Traum. Zu Weihnachten hatte er als Kind von seinen Eltern regelmäßig BVB-Trikots bekommen. In der Bundesliga spielte er zuvor ein paar Mal für die TSG Hoffenheim und zwei Spielzeiten für den FC Ingolstadt. Dann verschwand er mit dem Wechsel nach England weitgehend aus dem deutschen Fußball-Bewusstsein. Bis zur Wiederentdeckung durch Hansi Flick. 

DFB-Sportdirektor Rudi Völler nannte eine der letzten Personalideen des Ex-Bundestrainers, Groß im vergleichsweise hohen Fußballer-Alter zur Nationalelf zu holen, eine „wunderbare Entscheidung“. Der schloss sich Nagelsmann an. Siebenmal spielte Groß unter dem neuen Bundestrainer seit dem Herbst 2023, kein Spiel ging verloren. 

Bei der EM reichte es aber nur zu einem Jokereinsatz im Eröffnungsspiel gegen Schottland (5:1). „Natürlich hätte ich gerne gespielt. Jede einzelne Minute“, sagte er. Aufbegehren würde Groß aber nie. „Auf diesem Niveau bringen dich coole Interviews nicht weiter. Ich bin Fußballer und will mich darüber definieren, wie ich trainiere und spiele“, sagte er.