Griechenland Griechenland: Kreuzfahrtschiff sinkt vorm Hafen der Insel Santorin

Athen/Santorin/dpa. - Das untergriechischer Flagge fahrende Schiff mit 1547 Menschen an Bord war amDonnerstag bei der Einfahrt in die Bucht von Santorin auf ein Riffgelaufen und in Seenot geraten. Bis auf die Vermissten wurden allePassagiere und Besatzungsmitglieder gerettet. Deutsche waren nachAngaben der Botschaft in Athen bei der Ägäiskreuzfahrt nicht an Bord.Nach dem Schiffsuntergang besteht die Gefahr einer Ölpest, in denTanks des Kreuzfahrers sind etwa 350 Kubikmeter Öl. Der Kapitän unddrei Besatzungsmitglieder wurden inzwischen festgenommen.
Bislang ist völlig unklar, warum die «Sea Diamond» auf das Rifflief. Die Besatzung sei erfahren und steuere zwei Mal in der Wochedie Bucht Santorins an. Der Felsen sei in allen Karten eingezeichnet.«Das Riff ist allen Seeleuten bekannt. Ich kann es nicht erklären»,sagte ein Offizier der Küstenwache. Der Kapitän sagte unterdessenaus, er wisse nicht, wie es zu dem Unglück gekommen sei. Ein Fischervermutete im griechischen Rundfunk, vielleicht seien sich dieSeeleute zu sicher gewesen.
Fischer und die Besatzungen von Touristenbooten konnten 1545Passagiere und Crewmitglieder retten. Keiner von ihnen musste insWasser springen. Sie wurden aus den Luken koordiniert herausgeholt.«Wir hatten Riesenglück», sagten Schiffbrüchige. Andere kritisierten,dass die Besatzung sie etwa zwanzig Minuten lang nicht über die Lageinformiert habe. Mit einer Fähre und an Bord eines anderenKreuzfahrtschiffes wurden die meisten Passagiere, die überwiegend ausden USA und Kanada kommen, nach Piräus gebracht. Andere, die sichweigerten, per Schiff nach Piräus zu fahren, sollten nach Berichtendes griechischen Rundfunks ausgeflogen werden. Auf dem Schiff warenauch Touristen aus Spanien, Frankreich und weiteren europäischenStaaten.
Weiter vermisst wurden noch ein 45-jähriger Vater und seine 16-jährige Tochter aus Frankreich. Es bestehe kaum noch Hoffnung, sielebend zu finden. In der Kabine der Familie spielten sich nachAussagen der Ehefrau dramatische Szenen ab. «Die Ehefrau desvermissten Franzosen sagte mir, sie seien von den einströmendenWasser in ihrer Kabine überrascht worden. Sie konnte sich schwimmendretten. Was hinter ihr mit ihrem Mann und ihrer Tochter geschah,konnte sie nicht sagen. Es war schlimm», sagte die griechischeTourismusministerin Fani Palli-Petralia im Fernsehen. Taucher dergriechischen Marine brachen die Suche nach den beiden Vermisstenvorerst ab. Das Schiff sei instabil, sagten sie im griechischenFernsehen. Der Bug des Kreuzfahrers liege in einer Tiefe von rund 50Metern und das Heck mehr als 150 Meter tief.
Augenzeugen konnten beim Untergang ein tiefes Dröhnen und einenKrach hören, der ihren Worten nach «unheimlich» war. «Es war einedramatische Szene», sagte ein Reporter. Wie der BürgermeisterSantorins, Angelos Roussos, im Fernsehen sagte, müsse nun dringenddas Öl aus den Tanks herausgepumpt werden. Zwei Spezialschiffe kamenam Freitag in Santorin an, um eine Ölpest abzuwenden, berichtete dasFernsehen. Die steile Küste der Vulkaninsel Santorin ragt bis200 Meter über die Meeresoberfläche. Die Einfahrt in die Bucht, dieein riesiger Krater ist, ist spektakulär. Santorin war die letzteStation der viertägigen Ägäiskreuzfahrt der «Sea Diamond».
