Zum Unfall-Tod von "Rocky" Graciano Rocchigiani: Ex-Boxer "Rocky" soll bei Autounfall betrunken gewesen sein

Berlin/Catania - Die Boxwelt trauert. Um Graciano Rocchigiani, den die Fans nur „Rocky“ nannten. Der einstige Box-Champion mit italienischen Wurzeln aus Schöneberg, der mit seiner Berliner Schnauze einst die Gegner genauso hart wie mit den Fäusten im Ring treffen konnte – er starb mit 54 Jahren auf einer Schnellstraße auf der italienischen Insel Sizilien.
Sein Tod gibt der Polizei in Italien Rätsel auf. Aus bisher noch ungeklärten Gründen war Rocky am Montag gegen 23.30 Uhr auf der mehrspurigen Staatsstraße SS121 in dem Ort Belpasso bei Catania zu Fuß unterwegs. Dabei wurde der frühere Boxer von einem Smart Fortwo erfasst. Laut Polizeibericht wurde beim Aufprall die Windschutzscheibe des Wagens durchschlagen. Rocchigiani soll sofort tot gewesen sein.
Graciano Rocchigiani bei Autounfall gestorben: Auto-Fahrer stand weder unter dem Einfluss von Alkohol noch Drogen
Den Ermittlern ist es vollkommen unklar, warum Rocky sich kurz vor Mitternacht auf dieser unbeleuchteten Schnellstraße befand, diese sogar überqueren wollte. Denn die Trasse ist kein Ort für Fußgänger. Es gibt dort überhaupt keinen Gehweg. Nur hohe Leitplanken, die die Fahrbahnen abgrenzen. Laut Vorschrift dürfen Autos mit einer Höchstgeschwindigkeit bis zu 110 Stundenkilometern auf Schnellstraßen in Italien unterwegs sein. War Rocky etwa auf der SS121 zu Fuß unterwegs, weil Alkohol im Spiel war?
Das müssen nun die italienischen Behörden klären. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Erste Untersuchungen ergaben, dass der Smart-Fahrer, ein Mann (29) aus Catania, zum Zeitpunkt des Unfalls nicht betrunken war. Er stand auch nicht unter dem Einfluss von Drogen. „Bei dem Fahrer war alles ordnungsgemäß“, erfuhr die Deutschen Presseagentur aus Kreisen der Polizei. Der Mann hätte gegen keine Verkehrsregeln verstoßen.
Graciano Rocchigiani tot: Rocky plante ein neues Leben und hatte viele anstehende Projekte
Die Ermittlungen konzentrieren sich nun darauf, ob Rocky unter Alkoholeinfluss stand. Augenzeugen hätten dies berichtet, die den einstigen Boxer unter anderem vor dem Unfall an einer Tankstelle gesehen haben. Für Klarheit soll nun die Obduktion des Toten sorgen. Darum darf Rockys Leiche noch nicht nach Berlin überführt werden.
Rocchigiani, der Weltmeister war, Millionen verdiente und sie wieder verlor, oft vor Gericht stand – er plante jetzt ein neues Leben. In Schöneberg baute er eine eigene Firma auf, mit der er über das Internet Rocky-Fan-Artikel verkaufte. Der TV-Sender „Sport 1“ holte ihn als Moderator. Er bekam auf der Internetseite des Senders die Boxer-Talente-Show „The next Rocky“, die bald auch im TV laufen sollte. Die Punkband Betontod drehte gerade mit Rocky ein Video zu ihrem Song „Boxer“. Auf Sizilien hielt sich Graciano Rocchigiani auf, weil er dort mit seiner neuen Freundin lebte. Zwei Kinder sollen sie haben.
(Dieser Text erschien zuerst bei der Berliner Zeitung)
Ex-Box-Weltmeister Henry Maske sagte zu Rockys Tod: „Einer meiner großartigsten Gegner hat uns auf sehr tragische Art verlassen. Ich hatte stets Respekt und Hochachtung vor ihm.“