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Glück als Schulfach  Glück als Schulfach: Ungewöhnlicher Stundenplan in Fulda

12.12.2018, 10:32
Die Schüler Simon und Dania nehmen Glücksunterricht.
Die Schüler Simon und Dania nehmen Glücksunterricht. dpa

Fulda - Kann man glücklich sein lernen? Oder Wege dorthin im Schulunterricht aufzeigen? Eine Privatschule in Fulda versucht es seit wenigen Monaten.

An der Grund-, Real- und Handelsschule des Bildungsunternehmens Dr. Jordan steht das Fach Glück auf dem Stundenplan, meist im Rahmen des Ethik-Unterrichts.

Das Ziel ist, die Persönlichkeitsbildung der Schüler zu fördern. Sie sollen ihre Stärken und Schwächen entdecken.

Lernziel Lebensfreude

Lothar Jordan erklärt: „Das Lernziel heißt Lebensfreude.“ Jede Stärkung der persönlichen Potenziale sei ein Glücksgefühl.
Glück als Schulfach?

Da musste auch Elke Knoll erst mal lächeln. „Ich war skeptisch. Doch mittlerweile bin ich, wie viele Schüler auch, überzeugt vom Sinn und Nutzen“, erklärt die Lehrerin, die eine 11. Klasse des Wirtschaftsgymnasiums unterrichtet.

„Wir haben in den vergangenen Jahren festgestellt: Es gibt immer mehr Schüler, die Angst vor der Schule haben. Die den Unterricht eher erdulden, als ihn mitzugestalten.“ Für die Persönlichkeitsbildung sei da kaum Raum gewesen.

Mit dem Fach Glück gehört die Schule in Hessen zwar zu den Exoten, einmalig ist sie aber nicht. Im deutschsprachigen Raum gibt es schon an rund 100 Schulen das neue Fach.

Der Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel von der Technischen Hochschule Nürnberg begrüßt das. In Neuseeland hätten einige Schulen sogar den Lehrplan auf der Grundlage der Erkenntnisse der Glücksforschung überarbeitet.

Verhalten bei Gegenwind

Beim Unterricht der 11. Klasse an der Fuldaer Privatschule sitzen 15 Schüler in der Bibliothek auf bunten Hockern im Kreis. Lehrerin Knoll hält anfangs ein Boot in den Händen und reflektiert mit den Schülern: „Wir wollen auch segeln können, wenn wir viel Gegenwind haben.“

Das Boot symbolisiert für die Lehrerin und Schüler die Reise, auf die sie sich mit dem Fach Glück begeben. In einem Lernexperiment sollen sich die Schüler überlegen, welche Tugenden hilfreich sind, um die Welt retten zu können.

Die Schüler ziehen sich in Gruppen zurück und präsentieren dann ihre Ergebnisse. In einer anderen Stunde sollen die Schüler ihre Wünsche fürs Leben aufschreiben.

Das Fach hat Schnittmengen mit Philosophie und Psychologie. „Aber es gibt viele Verbindungen zu anderen Themen“, sagt Knoll, „auch Suchtprävention, Ernährung und vieles mehr kann man besprechen.“

Auch kritische Stimmen

Eine Expertin der Universität Gießen sieht das Fach kritisch. Anita Rösch, Akademische Oberrätin für Didaktik der Philosophie und Ethik, sagt: „Der Unterricht darf keine Selbsthilfegruppe oder Gruppentherapie werden.“

Es müsse Schutzgrenzen für die Schüler geben. „Sie geben in dem Fach schließlich mitunter viel von ihrer Persönlichkeit preis. Die Schüler offenbaren sich untereinander und der Lehrkraft gegenüber.“

Dafür bedürfe es eines guten Verhältnisses. Und Persönlichkeitsentwicklung dürfe sich nicht nur auf ein Fach konzentrieren.

Dania möchte Polizistin werden

Dies sei allgemein Aufgabe von Schule.
Den Fuldaer Schülern gefällt ihr Fach. „Anfangs war ich unsicher, ob sich das lohnt. Aber nun bin ich positiv überrascht“, sagt Dania (16).

„Ich haben schon viele Denkanstöße bekommen – zu meinen Stärken und Schwächen und wo mich mein Berufsleben hinführen könnte.“

Sie wolle gern Polizistin werden, weil sie Führungsqualitäten bei sich entdeckt habe. „Da darf man nicht von der weichen Sorte sein.“ (dpa)