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Angebliche Vergewaltigung Gina-Lisa Lohfink im Gericht: So läuft der Prozess um die angebliche Vergewaltigung

Von Melanie Reinsch 08.08.2016, 15:34
Gina-Lisa Lohfink
Gina-Lisa Lohfink X02197

Berlin - Mit den Zeigefingern hält sich Gina-Lisa Lohfink die Ohren zu, damit sie die Geräusche  auf dem Video nicht hören kann.   Hinter dem Tisch stehen die Staatsanwältin, die Richterin, die beiden Lohfink-Verteidiger und der Sachverständige und schauen sich ein  Video  an. Das Display des Laptops ist vom Gerichtssaal weggedreht, der Ton ganz leise. Hält Lohfink  die Hand an ihre Scham? Will sie mit der Hand die Kamera zuhalten? Hat er ihren Hals nur touchiert oder hat er Lohfink ins Gesicht geschlagen? Es sind Fragen wie diese, die am dritten Tag  im Prozess am Amtsgericht Tiergarten gegen das Model Gina-Lisa Lohfink geklärt werden müssen. 

Rund vier Jahre ist es her, dass Lohfink die beiden Männer Pardis F. und Sebastian C. in einem Berliner Club kennenlernte. In der Wohnung von Sebastian C. haben die drei später Geschlechtsverkehr, der von den Männern gefilmt wird.  Der Clip landet im Internet.  In dem Video ruft Lohfink mehrmals „Hör auf“ und „Nein“. Nach dieser Juninacht zeigt Gina-Lisa Lohfink die Männer wegen Verbreitung des Videos an, später auch wegen Vergewaltigung. Die beiden Männer  sagen, der Sex sei einvernehmlich gewesen.  Das Gericht spricht sie  vom Vorwurf der Vergewaltigung frei. Ende 2015 wird Lohfink wegen falscher Verdächtigungen zu einer Geldstrafe verurteilt. 24 000 Euro soll sie zahlen. Dagegen hat das  Model Einspruch eingelegt, darüber  muss nun das Gericht entscheiden. 

Am Wochenende war bekannt geworden, dass Pardis F. und Sebastian C.   Strafanzeige gegen Lohfink wegen Verleumdung, Beleidigung und übler Nachrede erstattet haben.  In der Verhandlung holt Anwalt Burkhard Benecken nun   seine Mandantin nach vorne. Sie soll sich die Videos ansehen und erklären, was dort zu sehen ist.  Lohfink  ruft weinend und zitternd:  „Das wir überhaupt darüber reden müssen. Denkt ihr, ich erzähl hier nur irgendwas? Das sind alles Schweine, denen müsste man ihren Schwanz abschneiden. Das sind Bastarde.“ Die Richterin fragt den Verteidiger, warum er die Mandantin so vorführen müsse.  Die Verhandlung wird  unterbrochen.

Verteidiger vertreten Lohfink

Als Sebastian C. den Zeugenstand betritt,  hat Lohfink  den Gerichtssaal   schon verlassen und lässt sich von ihren Verteidigern vertreten. Sie wollte nicht auf Sebastian C. treffen.  „Ich sehe mich als Geschädigter“, sagt dieser. Er habe keine Videos verbreitet, niemals würde er eine Frau vergewaltigen, weder Drogen noch K.-o.-Tropfen hätten eine Rolle gespielt. „Sie hat doch nur darauf gewartet, dass jemand in ihre Pressefalle rennt“, sagt  der 33-Jährige über Lohfink. Immer wieder wird  er von Richterin Ebner aufgefordert, der  Verteidigung nicht ins Wort zu fallen und selbst Fragen  zu stellen.  Warum er sich erst jetzt zu dem Fall äußere, fragt die Verteidigung. Er habe sich vorher „psychisch nicht in der Lage“ dazu gefühlt, sagt Sebastian C.

Am Nachmittag präsentiert Lohfinks Verteidigung  überraschend eine neue Zeugin. Promoterin Elena H. soll Sebastian C. noch aus dem Jahr 2004 kennen. Die heute 35-Jährige erzählt, dass Sebastian C. ihr damals in einem Club ein Getränk gegeben habe und dass sie sich danach für zwölf Stunden an nichts mehr erinnern konnte. Sie sei „total benebelt“ mit ihm in ihrer eigenen Wohnung aufgewacht, hatte Schmerzen im Intimbereich. Angezeigt hat sie den Mann nicht. Aus Scham,  wie sie heute sagt. „Ich habe viel Party gemacht, mir hätte doch eh keiner geglaubt“, sagt Elena H. vor Gericht aus.  Eine Ärztin habe ihr gesagt, dass sie einen Bluttest selbst bezahlen müsse. 

Urteil voraussichtlich erst am 22. August

Und noch ein Zeuge wird am späten Nachmittag gehört. Die Polizeibeamtin Claudia Rausch war bei der Wohnungsdurchsuchung und bei der Vernehmung von Lohfink im November 2011 dabei.  „Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie jemand bedroht“, sagt Rausch zu den Videos, die sie damals gemeinsam mit Lohfink  angesehen hatte.  Man sei nicht zärtlich oder würdevoll mit ihr umgegangen, aber von Gewalt würde sie nicht sprechen wollen. Lohfink habe ihr gesagt, sie habe sich nicht auf den  Videos wieder erkannt. Man habe ihr angesehen, dass sie schockiert über den Inhalt der Videos gewesen sei.   Die Stimmung auf den Videos bezeichnete Rausch als „aufgeputscht“.

Mit einem Urteil wird erst am 22. August gerechnet, dann soll auch noch der Sachverständige gehört werden.