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Kurorte Gesundheitsbäder kämpfen mit Kosten: Weniger Besucher

Noch immer liegen die Besucherzahlen in den sächsischen Kurorten unter dem Vor-Corona-Niveau. Die einzelnen Orte entwickeln sich sehr unterschiedlich. Auch ein Investitionsstau droht.

Von Katrin Mädler 15.03.2024, 06:12
Die Festhalle in Bad Brambach.
Die Festhalle in Bad Brambach. Katrin Mädler/dpa-Zentralbild/dpa

Bad Brambach - In den sächsischen Kurorten schwächeln die Besucherzahlen weiter und haben bislang nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht. Voriges Jahr zählten die acht wichtigsten Gesundheitsbäder im Freistaat im Bereich Bad und Sauna 1,27 Millionen Besucher, wie eine Umfrage des Sächsischen Heilbäderverbandes für die Deutschen Presse-Agentur zeigt. Das seien nur 91 Prozent der Gäste, die 2019 erreicht wurden. „Die Gesundheitsbäder sind das wirtschaftliche Herz der Kurorte“, sagt Geschäftsführer Helfried Böhme. Dieser Bereich sei in den Corona-Jahren besonders „arg gebeutelt“ worden. Zu den sogenannten Gesundheitsbädern in den Kurorten gehören neben Bade- und Saunalandschaften meist auch Therapie- und Wellnessbereiche.

Die Kurorte entwickeln sich der Erhebung des Verbandes zufolge sehr unterschiedlich. In Bad Brambach im Vogtland gingen die Besucherzahlen in den vergangenen drei Jahren geradezu durch die Decke. 2023 konnte das Sächsische Staatsbad diese um 196 Prozent im Vergleich zu 2019 steigern. Das ist laut Böhme vor allem dem neuen Radon-Therapiezentrum im Ort geschuldet, das in der Corona-Zeit gebaut und eingeweiht wurde. Der neue Therapietrakt ermögliche einerseits die Aufnahme von mehr Gästen. Andererseits scheine Radon als Behandlungsmethode beliebt. „Radon scheint etwa bei Schmerzen gut Linderung zu bringen.“

Andere Kurorte hingegen bleiben mit ihren Gesundheitsbädern weit hinter den Zahlen von 2019 zurück. Bad Schlema und das Thermalbad Wiesenbad im Erzgebirgskreis schaffen zwischen 50 und 70 Prozent der damaligen Auslastung. „Bei beiden finden Baumaßnahmen statt. Zwar wurden einzelne Bereiche im öffentlichen Bäderbetrieb aufrechterhalten, aber natürlich ist die Attraktivität für Gäste eingeschränkt“, nennt Böhme einen Hauptgrund.

Lange Schließzeiten während der Pandemie, Fachkräftemangel und die Energiepreise hätten den Gesundheitsbädern zugesetzt. „Die letzten Jahre waren für viele eine Katastrophe“, so der Verbandsgeschäftsführer. Aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten hätten viele Bäder befürchtet, dass sich weniger Menschen die Eintrittspreise leisten könnten. „Zum Glück stabilisieren sich die Gästezahlen, auch wenn sie bisher nicht das Niveau früherer Jahre erreicht haben.“ Aber ein Investitionsstau drohe - noch eine Nachwirkung der Corona-Schließungen. „Viele haben damals wegen weiterlaufender Kosten ihre Investitionsmittel aufgebraucht oder Kredite aufgenommen. Das Geld fehlt nun“, erläutert Böhme.

Eine Hoffnung der Kurorte hingegen hat sich zerschlagen. Viele hielten private Kuren rund um das neue Krankheitsbild Long Covid für zukunftsträchtig, sagt Böhme. „Wir dachten, der Bedarf steigt. Aber die Resonanz ist überschaubar.“ Womöglich auch, weil es sich um Kuren handle, die Interessierte selbst zahlen müssen. „Die Behandlungsansätze auf dem Gebiet werden gerade erst erforscht.“ Auf der eigens eingerichteten Internetseite des Heilbäderverbandes longcovidkur.com bieten aktuell vier Orte in Sachsen eine solche Kur an. Die Kosten liegen zwischen 750 und fast 2000 Euro. Böhme zufolge kann nur Bad Brambach bei den Buchungen einige Erfolge vorweisen.

Dort setzt die Sächsische Staatsbäder GmbH mit der „Bad Brambacher Post Covid-Kur“ vor allem auf Radon als natürliches Heilmittel. Dazu kämen entspannungsfördernde Therapien mit Massagen, Trinkkuren oder Kneipp-Anwendungen, erklärt Silvia Sommer, Leiterin Therapie und Gesundheitsprävention bei den Sächsischen Staatsbädern. „Wir haben den Eindruck, dass sich das Angebot unter Betroffenen langsam aber stetig herumspricht.“