Gesundheit Gesundheit: Vogelgrippe greift in Asien weiter um sich

Bangkok/Brüssel/Genf/dpa. - Die Geflügelpest-Epidemie in Asien greift immer weiter um sich. Nach Vietnam gaben am Freitag auch Behörden in Thailand die Erkrankung von Menschen an der Vogelgrippe bekannt. Bei zwei Jungen im Alter von sechs und sieben Jahren sei der Erreger nachgewiesen worden, teilte Gesundheitsministerin Sudarat Keyurapan mit. Mit Kambodscha bestätigte das sechste asiatische Land den Ausbruch der Seuche bei Vögeln. «Die gegenwärtige Situation ist Anlass zu ernster Sorge», betonte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), sah allerdings keinen Grund für eine Reisewarnung. Die EU stoppte alle Importe von Geflügelfleisch aus Thailand.
Gefahr für die Verbraucher bestehe nicht, betonte die EU- Kommission in Brüssel. Der Importstopp diene vor allem dem Schutz der europäischen Geflügelzucht. Die EU ist für Thailand mit mehr als 100 000 Tonnen Geflügelfleisch pro Jahr ein wichtiger Exportmarkt. Thailand führt jedes Jahr Hühnerfleisch im Wert von umgerechnet 1,4 Milliarden Euro aus. Das Bundesverbraucherministerium betonte in Berlin, ein Importverbot gelte auch für Produkte aus Vietnam, Korea und Japan, wo ebenfalls die Geflügelpest aufgetreten ist. Reisende in die von der Vogelgrippe betroffenen Länder forderte das Ministerium auf, den Kontakt zu Geflügelmärkten und -betrieben zu meiden.
Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nach gegenwärtigem Wissen nicht möglich. Die WHO fürchtet jedoch die Entstehung einer aggressiven Kreuzung aus Vogelgrippe- und menschlichen Influenza- Viren, die zu einer weltweiten tödlichen Epidemie bei Menschen führen könnte. Eine solche Kreuzung könne entstehen, wenn ein Patient gleichzeitig mit Vogel- und menschlicher Grippe infiziert ist. Bislang hat die WHO nach eigenen Angaben jedoch keine Hinweise auf eine derartige Kreuzung.
Das gesamte Ausmaß der Vogelgrippe-Epidemie in Asien sei möglicherweise noch nicht bekannt, betonte die WHO. Diese gleichzeitigen Epidemien hoch pathogener Vogelgrippe in mehreren Ländern seien schon jetzt historisch ohne Beispiel. Gründe für eine Reisewarnung gebe es derzeit jedoch nicht. Anders als bei der Lungenkrankheit Sars werde das Vogelgrippevirus nicht von Mensch zu Mensch übertragen und daher bei Reisen nicht weiterverbreitet, erläuterte der Leiter des WHO-Grippeprogramms, Klaus Stohr, am Freitag in Genf.
Stohr zufolge arbeitet die WHO intensiv an der Entwicklung eines Modellvirus für einen Impfstoff. Die Herstellung des Impfstoffs in der Industrie dauere danach mindestens sechs Monate. Die WHO betonte zugleich, dass eine normale Grippeimpfung nicht gegen die Vogelgrippe schützt. Das britische Medizinjournal «The Lancet» befürchtet, dass ein Impfstoff zur Bekämpfung eines weltweiten Ausbruchs nicht schnell genug hergestellt werden kann. Das aggressive H5N1-Virus töte Hühnerembryonen zu schnell, um den Impfstoff auf herkömmliche Weise in Hühnereiern produzieren zu können. Ein alternativ auf gentechnischem Wege hergestellter Impfstoff sei jedoch noch nie klinisch erprobt worden.
Unterdessen breitete sich die Tierkrankheit in Vietnam weiter aus, wo bereits mindestens fünf Menschen an der Vogelgrippe starben. Inzwischen seien 25 der 64 Provinzen des Landes betroffen, sagte ein Sprecher der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO). Bislang waren nur in 19 Provinzen Fälle bekannt gewesen. In Thailand werde bei drei weiteren Patienten eine Infektion mit dem Virus vermutet, sagte Ministerin Sudarat. Alle Patienten hätten gute Überlebenschancen. Aus Kambodscha gab es wie aus den übrigen betroffenen Ländern Japan, Südkorea und Taiwan keine Berichte über infizierte Menschen.