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Gesundheit Gesundheit: Die Zahl der Kaiserschnitte wächst

Von Ira Schaible 04.11.2003, 16:09
Das deutsche Top-Model Claudia Schiffer mit ihrem viereinhalb Monate alten Sohn Caspar (Archivfoto vom 25.06.2003). Die kleine Tochter von Franz Beckenbauer sowie die Söhne von Claudia Schiffer und Verona Feldbusch haben eins gemeinsam: Alle Drei erblickten per Kaiserschnitt das Licht der Welt und liegen damit im Trend. Von Jahr zu Jahr kommen in Deutschland mehr Kinder mit einer solchen Operation zur Welt. Bei gut jeder fünften der insgesamt rund 715 100 Entbindungen entschieden sich die Ärzte 2001 für einen Kaiserschnitt, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag (04.11.2003) mitteilte. (Foto: dpa)
Das deutsche Top-Model Claudia Schiffer mit ihrem viereinhalb Monate alten Sohn Caspar (Archivfoto vom 25.06.2003). Die kleine Tochter von Franz Beckenbauer sowie die Söhne von Claudia Schiffer und Verona Feldbusch haben eins gemeinsam: Alle Drei erblickten per Kaiserschnitt das Licht der Welt und liegen damit im Trend. Von Jahr zu Jahr kommen in Deutschland mehr Kinder mit einer solchen Operation zur Welt. Bei gut jeder fünften der insgesamt rund 715 100 Entbindungen entschieden sich die Ärzte 2001 für einen Kaiserschnitt, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag (04.11.2003) mitteilte. (Foto: dpa) PA

Wiesbaden/dpa. - Die kleine Tochter von Fußball-Legende Franz Beckenbauer sowie die Söhne von Topmodell Claudia Schiffer und TV- Entertainerin Verona Feldbusch haben eins gemeinsam: Alle drei erblickten per Kaiserschnitt das Licht der Welt und liegen damit im Trend. Von Jahr zu Jahr kommen in Deutschland mehr Kinder mit einer solchen Operation zur Welt. Bei gut jeder fünften der insgesamt rund 715 100 Entbindungen entschieden sich die Ärzte 2001 für einen Kaiserschnitt, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte.

Der genaue Anteil beträgt 22,6 Prozent und liegt um 1,1 Prozentpunkte über dem des Jahres 2000. Damit ist die Kaiserschnitt- Quote seit 1991 kontinuierlich gestiegen. Damals lag sie noch bei 15,3 Prozent. Andere Eingriffe zur Geburtshilfe wie etwa Zangen- oder Saugglockengeburten sind in dem Zehnjahresvergleich hingegen deutlich seltener geworden: 1,4 Prozent waren Zangen- und 4,5 Prozent Saugglockengeburten. 1991 wurde noch bei 2,6 Prozent der Entbindungen die Zange und bei 5,6 Prozent die Saugglocke eingesetzt.

Die Ursachen für den Trend zum Kaiserschnitt sind nach Einschätzung von Fachleuten vielfältig. Die Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und -beratung, pro familia, nennt das zunehmende Sicherheitsdenken von Ärzten und den wachsenden Wunsch der Frauen per Kaiserschnitt zu entbinden als Grund. Der Bund Deutscher Hebammen schätzt den Anteil der so genannten Wunschkaiserschnitte auf 5 bis 8 Prozent dieser Eingriffe.

«Bestimmte Indikatoren für einen Kaiserschnitt sind nicht mehr notwendig», sagt die Sprecherin des Berufsverbands der Frauenärzte, Maria Lange-Ernst. Die Angst der Frauen vor den Wehen und der Geburt habe zugenommen. «Aus den USA kommt, dass viele auch ihren Liebeskanal nicht weiten wollen.» Manche Frauen befürchteten, dass ihr Beckenboden durch eine natürliche Geburt so weich werde, dass sie inkontinent würden.

Prof. Bernhard-Joachim Hackelöer von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sagt: Die Ärzte sicherten sich unter dem wachsenden Klage-Druck ab und ließen sich weniger auf ein Risiko ein. Er sieht allerdings auch medizinische Gründe für einen Kaiserschnitt. Der Anteil der über 35 Jahre alten Schwangeren sei enorm gestiegen und mit dem Alter der werdenden Mütter auch das Risiko für Auffälligkeiten, Schwangerschaftserkrankungen und Beschwerden.

«Unter physiologischen Gesichtspunkten ist es nun einmal am besten, mit 18 oder 20 Jahren ein Kind zu bekommen», sagte Hackelöer. Außerdem seien die Narkosen deutlich sicherer und der Kaiserschnitt damit unproblematischer geworden. Dennoch sei die Komplikationsrate für die Mutter insgesamt immer noch drei bis vier Mal höher als bei einer spontanen Geburt.

Ein geplanter Kaiserschnitt lohne sich aber auch finanziell für die Krankenhäuser, heißt es bei den Verbänden der Frauenärzte und der Hebammen. «Die Krankenkassen zahlen derzeit ca. 3000 Euro pro Kaiserschnitt, ungefähr doppelt so viel wie für eine vaginale Geburt», betonen die Hebammen. Wie pro familia weisen sie auf mögliche negative psychische Folgen für die Frauen hin: So seien viele frustriert, weil ihnen das Erlebnis der Geburt vorenthalten bleibe.