Gesellschaft Gesellschaft: Vom Luxus der Fitness

Berlin/dpa. - Zu faul. Zu müde. Sportzeug vergessen. Manchmalbraucht man bei guten Vorsätzen jemanden, der keine faulen Ausredengelten lässt und einen auf gut Deutsch gesagt in den Hintern tritt.In der Fitness-Welt macht das der Personal Trainer, der privat undfür teures Geld sportliche Lektionen erteilt. Der Trend aus den USAhat Deutschland voll erfasst. Ob in Fitness-Studios, Fernsehshowsoder in den Buchhandlungen: Personal Trainer haben Konjunktur.Trendforscher sprechen von einer «Professionalisierung der Freizeit».Ein bisschen Glamour ist auch dabei. Schließlich schwören auch BillClinton, Madonna und Britney Spears auf ihren Personal Trainer.
Dort, wo Berlin am meisten glitzert, in den Einkaufspassagen ander Friedrichstraße, hat der Holmes Place Health Club seinen Sitz.Das Surren von 35 Laufbändern hängt in der Luft, an den Wänden läuftauf Flachbildschirmen CNN, davor schwitzen einige Dutzend Männer undFrauen an den Geräten. Statt «Muckibuden»-Flair sieht es in diesemFitness-Studio eher nach der Fernsehserie «Sex and the City» aus: Werhierher kommt, verdient nicht schlecht und kann sich auch mal einenPersonal Trainer für um die 60 Euro die Stunde leisten. Die Spanneder Kunden ist breit, erzählt Gym Manager Björn Kusche (28) - vomStudenten mit wohlhabenden Eltern bis zu Prominenten wie WolfgangJoop und Matt Damon. Rund 250 Mitglieder nutzen den Personal-Trainer-Service.
Kusche öffnet die Türen der Studios, in denen gerade Einzelstundenlaufen: Ein Mittfünfziger im rosa Polo-Hemd dreht seine Runden zumAufwärmen, nebenan drischt jemand mit den Box-Handschuhen los - beidebekommen Kommandos von ihren Trainern. Das Angebot ist individuell,von Reha über Yoga bis hin zum Krafttraining an den Geräten; mal willein Kunde Gewicht verlieren, mal mehr Ausdauer bekommen. DasInteresse wächst, sagt Kusche. «Die Körperkultur wird immer stärker.»Anders, als es Schönheitsshows im Fernsehen vorgaukeln, meint er,dass nicht alles möglich ist. Wohl aber, dass eine Frau mit Anfang 40Schwimmen lernt oder dass ein Diplomat 15 Kilo abspeckt - das warenseine eigenen besten Momente als Personal Trainer.
Auch Luxus-Hotels wie das Grand Hyatt Berlin bieten den Service an- er wird laut Sprecherin Kerstin Riedel «sehr gut angenommen» undkostet 75 Euro die Stunde, auch Joggingstunden durch den Tiergartengehören zum Programm. In der Kaifu Lodge in Hamburg, wo zehn Trainersich auf die privaten Lektionen spezialisiert haben, hat man denTrend ebenfalls beobachtet. Die Kunden des Fitness-Studios sind oftviel beschäftigte Manager, die häufig unterwegs sind - begleitet vomTrainer. «Die fliegen um die Welt», sagt eine Mitarbeiterin. DerService scheint auch via Internet zu boomen: Dort bieten hundertePersonal Trainer ihre Dienste an.
Und was steckt gesellschaftlich gesehen dahinter? Oliver Perzbornvom Trendbüro (Hamburg) sieht seit zwei Jahren einen starkgestiegenen Leistungs- und Erfolgsdruck. «Mit dem Untergang der NewEconomy sind die locker-legeren Tage erst einmal vorbei», meint er.«Stattdessen erwartet man von uns aus ökonomischen Zwängen heraus,dass wir immer besser werden müssen. Tag für Tag.» Für ihn hat die«Professionalisierung der Freizeit» gerade erst begonnen. Der Trendgeht weiter und wird immer mehr Lebensbereiche erfassen: «VomPersonal Computer über den Personal Trainer zum Personal Coach,Personal Cook, Personal Wedding Planner oder Personal LifeAssistant.»