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Gesellschaft Gesellschaft: Männer lassen sich von Schönheit und Attraktivität blenden

Von Ulrike von Leszczynski 29.03.2005, 08:48

Berlin/dpa. - Die Nachricht klingt nach starkem Tobak für dieMännerwelt: Wissenschaftler haben Belege dafür gefunden, dass Frauenbei der Partnersuche die entscheidende Wahl treffen. Nach jüngstenForschungen schätzen Frauen sich nicht nur realistischer ein, siesind bei der Suche nach dem Partner fürs Leben auch wesentlichwählerischer. Während Männer sich von Schönheit und Attraktivität blenden lassen, schauen Frauen sehr viel häufiger auf Werte wieVertrauenswürdigkeit oder Status.

Das Ergebnis ihrer Single-Forschung hatten Wissenschaftler ausBerlin, London und Edinburgh selbst mit Spannung erwartet. Für ihreStudie befragten und beobachteten sie 20 Frauen und 26 Männer beim«Fastdating» in München. Bei dieser schnellen Art des Kennenlernenssitzen sich Männer und Frauen bei ihrem ersten Rendezvous nur wenigeMinuten gegenüber. Arrangiert hat ein solches Treffen oft eineAgentur. Nach einem kurzen Gespräch entscheiden die Singles dann, obsie ihr Gegenüber wiedersehen möchten. Vor diesen kurzen Treffenbaten die Forscher die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Fragebögenum Angaben über die Kriterien ihrer Partnerwahl.

Männer und Frauen antworteten dabei relativ übereinstimmend, dassihnen Charakter und Persönlichkeit eines potenziellen Partnerswichtig seien. «Beim anschließenden Fastdating haben die Männer dannaber fast ausschließlich nach der Attraktivität einer Frauentschieden», berichtet Lars Penke, Psychologe an der BerlinerHumboldt-Universität. «Frauen aber haben sich eher einenGesamteindruck gemacht.»

Neu in diesem «Experiment» war die Untersuchung echter Single-Entscheidungen. «Bisher wurden solche Fragen in künstlichenLaborsituationen getestet. Meist wurden auch Personen einfach nachihren Vorlieben bei der Partnerwahl gefragt», erläutert Penke.

Peter Todd, Wissenschaftler am Berliner Max-Planck-Institut fürBildungsforschung, Zentrum für Adaptives Verhalten und Kognition,hatte sich zuvor auf Computertests spezialisiert. Mit raffiniertenProgrammen versuchte er beispielsweise zu ergründen, wann sichSingles für einen Partner entscheiden. Die virtuellen Kandidatenholten sich dabei immer einen Korb, wenn sie zu hohe oder zu niedrigeMaßstäbe an einen möglichen Partner legten. Doch bei Todd blieb immereine Frage offen: Simuliert der Computer die Realität?

Für Lars Penke erhärtet die Fastdating-Forschung dieevolutionsbiologische These für die Partnerwahl. «Frauen haben beider Partnerwahl das größere Risiko. Ein Mann kann sich nach dem Sexaus dem Staub machen, eine Frau aber riskiert eine Schwangerschaft»,erläutert er. Deshalb seien Frauen von Anfang an wählerischer undprüften einen möglichen Partner - oft unbewusst - auch aufFamilientauglichkeit. Bei den beobachteten Männern habe derAttraktivitätseffekt einer Frau jedoch alle anderen Überlegungenweggedrängt, urteilt der Psychologe. «Familienorientierung odersozialer Status spielten plötzlich keine Rolle mehr.»

Dass die Frauen bei der Partnerwahl die Nase vorn haben, hattebereits der Naturforscher Charles Darwin im 19. Jahrhundert vermutet.Männer stehen im Wettbewerb, Frauen treffen die Wahl, heißt es inseinen Schriften. «Eine solche erstaunliche Macht der Frauen passtedamals aber absolut nicht ins Weltbild», sagt Penke. Nun ist dieForschung weiter.

Überbewerten möchte er die neuen, wissenschaftlichen Ergebnissejedoch nicht. «Hier geht es um ein allererstes Kennenlernen und nichtum Partnerschaften», betont der Psychologe. Fastdating entscheidelediglich darüber, welche Singles eine Chance auf ein Wiedersehenbekommen. «Dabei haben attraktive Frauen sicherlich die größereMänner-Auswahl. Ob sie damit glücklicher werden, bleibt aber dieFrage», gibt Penke zu bedenken.