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Germanwings-Absturz: Offener Brief an Carsten Spohr Germanwings-Absturz: Offener Brief an Carsten Spohr: Diese Vorwürfe machen die Angehörigen dem Lufthansa-Chef

21.07.2015, 10:12
Germanwings-Chef Thomas Winkelmann (L) and Lufthansa-Chef Carsten Spohr (R) bei der Pressekonferenz an der Absturzstelle im April.
Germanwings-Chef Thomas Winkelmann (L) and Lufthansa-Chef Carsten Spohr (R) bei der Pressekonferenz an der Absturzstelle im April. dpa Lizenz

Haltern - Enttäuscht klingen sie, verbittert auch: Nach der Germanwings-Katastrophe haben Angehörige der ums Leben gekommenen Schüler und Lehrer aus Haltern einen wütenden Brief an Lufthansa-Chef Carsten Spohr geschickt.

Diese vier Vorwürfe machen die Angehörigen dem Konzernvorsitzenden in ihrem Schreiben:

1. Keine persönlichen Gespräche

„Ein paar persönliche Worte im Gespräch mit Ihnen hätten uns gezeigt, dass Sie nicht nur für die Öffentlichkeit, sondern auch für uns da sind."

Die Familien sprachen in ihrem Brief an, dass die Lufthansa zur Trauerfeier in Köln große Anzeigen in vielen Zeitungen veröffentlichte, jedoch nicht mit den Angehörigen persönlich gesprochen wurde. Sie wiesen darauf hin, dass Carsten Spohr - anders als Joachim Gauck, Angela Merkel und Hannelore Kraft - zwar für die Öffentlichkeit und die Kunden da war, aber nicht für die Familien. Des Weiteren heißt es in dem Brief, dass Carsten Spohr nicht auf die Einladung zu einer Beisetzung geantwortet hätte. Diesen Punkt wies der Konzern zurück.

2. Keine Entschuldigung erhalten

„Wir hatten erwartet, irgendwann in diesen schweren Tagen eine Entschuldigung von der Lufthansa zu hören."

Wichtig schien den trauernden Verwandten außerdem zu sein, eine Entschuldigung zu erhalten - für das Übersehen des Aktenvermerks über die Vorerkrankung, für die Entscheidung gegen ein Vier-Augen-Prinzip im Cockpit und für den fahrlässigen Umfang mit solchen Risiken. Dennoch hätten sie solche Worte nicht gehört.

3. Die Beisetzung in Le Vernet

„Jetzt bringen Sie uns zur sogenannten Trauerfeier nach Le Vernet. In Wirklichkeit eine Beisetzung. Lufthansa hat nicht davon gesprochen, dass wir nur Teile unserer Kinder zurückbekommen haben und dass die übrigen Teile – soweit sie gefunden wurden - nun anonym in Le Vernet beigesetzt werden."

Außerdem wird Lufthansa in dem Brief vorgeworfen, dass das wahre Leid der Angehörigen nicht genannt wird und heuchlerisch Großzügigkeit vorgespielt wird. Dabei geht es speziell um die Beisetzung der Opfer. Die Überreste werden am 24. Juli in Le Vernet anonym beigesetzt.

4. Schmerzensgeld

„Das Leben eines jeden unserer Kinder und unseren Schmerz mit fünfundvierzig Tausend Euro zu bemessen, beleidigt uns und vor allem unsere Kinder zutiefst. Das ist der Betrag, den Sie persönlich jede Arbeitswoche von der Lufthansa als Gehalt bekommen."

Ein besonders großes Thema ist das von der Lufthansa angebotene Schmerzensgeld. Die insgesamt 32 unterzeichnenden Verwandten aus Haltern nannten die Summe beleidigend und verglichen sie mit dem Gehalt des Konzern-Vorsitzenden. Außerdem betonten sie, dass ihr Leid mit Geld nicht zu heilen wäre, jedoch aber Lebenssorgen im sowieso schon schwierigeren Alltag durch ein angemessenes Schmerzensgeld genommen werden könnten.