Arbeitsmarkt Generation Z auf dem Arbeitsmarkt: Was wollen die Jungen?
In einem von Fachkräftemangel und demografischem Wandel geprägten Arbeitsmarkt stehen junge Menschen und Berufsanfänger im Fokus. Was will die junge Generation im Job? Was müssen Firmen bieten?
Hannover - Anspruchsvoll, verwöhnt, viel Fokus auf Freizeit und wenig auf Leistung - so werden junge Menschen häufig mit Blick auf ihre Arbeitseinstellung und Ansprüche an Arbeitgeber beschrieben. Aber stimmt das? Eine neue Umfrage, die Meinung eines Arbeitsmarktexperten und die Sicht einer prominenten Angehörigen der sogenannten Generation Z sprechen eine andere Sprache.
Der Job hat einer aktuellen Befragung zufolge für eine große Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland eine hohe Bedeutung im Leben. 77 Prozent der 16 bis 24 Jahre alten Befragten sagen, dass Arbeit in ihrem Leben wichtig sei. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Automobilzulieferers Continental, die am Mittwoch vorgestellt wurde.
Der Generation Z ist Arbeit demnach ähnlich wichtig wie den 25 bis 57 Jahre alten Befragten und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen 58 und 67 Jahren. In diesen beiden Gruppen antworteten jeweils 80 Prozent, dass ihnen Arbeit wichtig sei. Für den Zeitraum der Generation Z gibt es leicht abweichende Definitionen: Meist sind damit ungefähr die Geburtenjahrgänge zwischen 1995 und 2010 gemeint.
„Mir ist besonders wichtig, dass die Generation Z nicht wirklich anders ist als die anderen Generationen in der Anspruchshaltung“, sagte die 21-jährige Mona Ghazi im Gespräch mit Conti-Personalvorständin Ariane Reinhart. Ghazi ist schon eine bekanntere Stimme ihrer Generation. Sie hat bereits zwei Firmen gegründet und wurde im Mai 2023 als Newcomerin des Jahres bei den German Startup Awards ausgezeichnet.
Aus Sicht der Gründerin ist nicht die Generation Z sehr viel anders als die vorherigen, sondern der Arbeitsmarkt. Die Jüngeren haben auf diesem Arbeitnehmermarkt das Privileg, ihre Anforderungen äußern zu können und auch zu verlangen, wie Ghazi es beschreibt. „Ich bin mir sicher, dass es auch unserer Wirtschaft am Ende nutzen wird, wenn wir den Status quo in Frage stellen“, sagte sie. Es sei gut, wenn auch die Firmen diese Herausforderung spürten.
Conti-Vorständin Reinhart stimmte dieser Entwicklungsbeschreibung zu. Für Unternehmen und Führungskräfte sei es nun wichtig, Antworten darauf zu finden. Es gehe darum, die Anforderungen ernst zu nehmen und im Dialog mit den jungen Arbeitskräften Lösungen zu suchen. Als Ergebnis der Umfrage nimmt der Reifenhersteller mit Hauptsitz in Hannover mit, dass sich die Einstellung zur Arbeit im Generationen- Vergleich nicht so stark unterscheidet, wie dies häufig behauptet wird.
Für den Arbeitsmarktexperten Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeichnet sich die Generation Z in erster Linie dadurch aus, dass es zahlreiche Gerüchte über ihr Verhalten im Arbeitsmarkt gibt. „Keineswegs wechselt sie, wie oft behauptet, besonders häufig den Arbeitgeber“, sagte Weber der dpa.
Zwar hätten sich Engagement in der Arbeit und Bindung an den Arbeitgeber reduziert, das geschah Weber zufolge aber schon vor Corona und die junge Generation schnitt dabei sogar etwas besser ab als der Durchschnitt. Für den Arbeitsmarktforscher ist in der jüngeren Generation der Wunsch deutlich erkennbar, selbstbestimmt und flexibel zu arbeiten. „Der Job soll dem eigenen Leben angepasst werden und nicht umgekehrt“, sagte Weber.
Dass Geld bei möglichen Jobwechseln eine wichtige Rolle spielt, wird nach den Umfrage-Ergebnissen in den Generationen unterschiedlich gesehen. So konnten sich 78 Prozent der Jüngeren (16 bis 24) vorstellen, für eine bessere Bezahlung zu einem neuen Arbeitgeber zu gehen. In der mittleren Gruppe (25 bis 57) sagten dies 71 Prozent, bei den Älteren (58 bis 67) bejahten dies 56 Prozent.
Arbeitsmarktexperte Weber rät den Unternehmen, dem Wunsch nach selbstbestimmtem Arbeiten entgegenzukommen. Dazu gehören für ihn vor allem flexible Arbeitszeiten und Mobilarbeit. „Das ist aber nicht spezifisch nur für die Generation Z, sondern mit dem Corona-Schock und der Arbeitskräfteknappheit haben sich die Bedingungen für alle Generationen geändert“, sagte Weber.