Denkmal Generalshotel vor dem Abriss: Rufe nach Erhalt mehren sich
Es gilt als historische Besonderheit: das ehemalige Generalshotel auf dem Gelände des Hauptstadtflughafens. Der Bund plant den Abriss, obwohl dort kein neues Regierungsterminal mehr geplant ist. Das Datum des Abrisses steht - die Stimmen für den Erhalt werden lauter.
Schönefeld - Trotz wachsender Kritik rückt der Abriss des historischen Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens BER durch den Bund näher. Der Abriss soll am 14. September beginnen - die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) schickte der Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur im Juli eine Anzeige mit diesem Datum. In der zwischen 1947 und 1950 gebauten Villa wurden früher Repräsentanten der Sowjetunion und Staatsgäste der DDR empfangen.
Im Jahr 2011 wurde entschieden, das Gebäude abzureißen, weil in dem Bereich ein neues Regierungsterminal entstehen sollte. Der Bund hat die Terminalpläne verworfen. Der Abriss des Ex-Hotels ist weiter vorgesehen. Die Fläche, auf der es steht, wird nach Angaben der BImA für den Betrieb der Regierungsflugstaffel benötigt. Die Anstalt untersteht der Rechtsaufsicht des Bundesfinanzministeriums.
Eine Initiative von Architekten, Denkmalschützern und Politikern versucht, den Abriss zu stoppen. Sie halten das Generalshotel für eine architektonische Besonderheit. Die Initiative hatte auch an Kanzler Olaf Scholz (SPD) appelliert, sich einzuschalten. Bisher haben mehr als 880 Menschen unterzeichnet.
Die Bundesanstalt machte keine Angaben zum Abrisstermin und verwies darauf, dass mit dem Planfeststellungsbeschluss zur Errichtung des Regierungsflughafens von 2011 auch der Rückbau des Generalshotels genehmigt worden sei. „Derzeit laufen bereits Schadstoffuntersuchungen und die Sicherung von erhaltenswerten Ausstattungsgegenständen im Gebäude, um diese in Museen oder anderen Ausstellungsorten einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, teilte ein Sprecher mit. „Der Bund geht davon aus, dass die Rückbaumaßnahmen planmäßig durchgeführt werden.“
Das Deutsche Nationalkomitee von ICOMOS, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege, hält den Bau für ein bedeutendes Zeugnis der frühen Ostmoderne und warnte davor, es ohne zwingenden Grund abzureißen. „Sein Denkmalwert genießt ein ebenso nationales Renommee wie das der Flughäfen Tempelhof und Tegel im ehemaligen West-Berlin“, sagte Präsident Tino Mager. Er forderte einen Aufschub für den Abriss.
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Sahra Damus, die zu der Initiative für einen Erhalt gehört, warb für eine Nutzung als Dienstgebäude für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Regierungsstaffel. Sie warnte vor einem Abriss: „Es würde die Illusion vernichtet werden, dass 33 Jahre nach der Wende unter einem SPD-Bundeskanzler mit dem ostdeutschen Kulturerbe in unserem Land endlich ähnlich wertschätzend umgegangen wird wie mit westdeutschem Kulturerbe.“
Die Bundesarchitektenkammer hält eine Rettung noch für möglich. „Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, darüber hinwegzugehen, sondern die Pläne für das Areal zu überdenken und weiterzuentwickeln“, sagte Präsidentin Andrea Gebhard der „Märkischen Oderzeitung“ (Samstag/online).
Die Berliner Architektenkammer bat den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) um Unterstützung. „Ich habe den Eindruck, dass hier ein kulturhistorisch wertvolles und intaktes Baudenkmal weichen muss, weil man zu bequem ist, die sowieso stattfindenden Planungsveränderungen auf dem BER-Gelände zu erweitern auf den Bereich, in dem das Generalshotel steht“, sagte Präsidentin Theresa Keilhacker. Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Kulturministerin Manja Schüle (SPD) dringen auf einen Erhalt.
Der Landrat von Dahme-Spreewald, Stephan Loge (SPD), setzt sich für den Erhalt ein. Er hatte sich im Sommer an Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) gewandt, um den Abriss abzuwenden. „Das Bundesministerium hat darauf reagiert und dem Landrat mitgeteilt, dass an den Abrissplänen festgehalten wird“, teilte der Kreis mit. „Diese Entscheidung können wir leider nur zur Kenntnis nehmen.“