Geiselnahme in Sparkasse Geiselnahme in Sparkasse: Ukrainische Polizei stellt die Bankräuber

Warschau/Uelzen/Kiew/dpa. - Alle drei Täter im Alter von etwa 24 bis 27 Jahren haben diedeutsche Staatsangehörigkeit und wohnen nach Polizeiangaben inHamburg. Zwei sind vermutlich Aussiedler aus Kasachstan. IhreIrrfahrt sei «völlig planlos» verlaufen, sagte EinsatzleiterFriedrich Schmidt am Mittwochnachmittag. Die Odyssee hatte amDienstag nach einem Überfall auf eine Sparkasse in Wrestedt beiUelzen begonnen. Ohne jede Rücksicht und mit einem Polizei-Konvoi imNacken rasten die Männer quer durch Deutschland und Polen bis in dieUkraine. Sie durchfuhren mit einem silbernen Seat-Kleinwagen mehrereGrenzposten und gaben aus dem Auto etliche Schüsse ab, aber hieltenimmer wieder an, um sich zu orientieren.
In der West-Ukraine war die Verfolgungsjagd schließlich vorbei.Der Polizei gelang es, den Gangstern ein Handy für weitereVerhandlungen zu übergeben. Alexander Gapon, Staatssekretär desukrainischen Innenministeriums, sagte, er habe selbst einen Sohn indiesem Alter und habe deshalb «wie ein Vater» drei Stunden lang aufdie Entführer eingeredet, sich zu ergeben. Etwa 20 Kilometer östlichder Stadt Rowno ließen die Bankräuber, die nur schlecht Russischgesprochen hätten, ihre zweite Geisel frei und ergaben sich kampflos.Vor ihrer Festnahme sollen sie noch versucht haben, die Beamten zubestechen. Über eine Auslieferung nach Deutschland müsse die Justizentscheiden, hieß aus Kiew.
Bei der Verfolgungsfahrt hatten die die Beamten aus Rücksicht aufdie Geiseln nicht zugegriffen. Nach Angaben des polnischenInnenministers Krzysztof Janik waren offensichtlich «Profis» am Werk.Die Bankräuber hätten stets so im Auto gesessen, dass kein Zugriffohne akute Gefährdung ihrer Opfer möglich war.
Bei einem Tankstopp in Polen konnte sich die 39-jährige Geisel ausder Gewalt der bewaffneten Räuber in einen Streifenwagen retten. Dieandere Geisel, eine 25-Jährige, wurde später in der Ukraine«freiwillig» freigelassen, wie die Polizei mitteilte. Die 39-Jährigesollte noch am Abend aus Warschau nach Deutschland zurück fliegen.Ihre Kollegin sollte ihr bis spätestens Donnerstag folgen.
Die Bilder der Irrfahrt weckten Erinnerungen an das Geiseldramavon Gladbeck: Nach einem Banküberfall im August 1988 begann dort ein54-stündiges Drama mit zeitweilig bis zu 35 Geiseln. Bilanz der kreuzund quer durch den Westen und Norden Deutschlands und auch in dieNiederlande führenden Geiselnahme: zwei erschossene Menschen und eintödlich verunglückter Polizist. Die beiden Täter wurden zulebenslangen Haftstrafen verurteilt.
