Geiselnahme in Köln Geiselnahme in Köln: Polizei schließt Terror nicht aus - vier Verletzte

Köln - Der bewaffnete Täter zündete einen Molotowcocktail im Schnellrestaurant und verschanzte sich dann mit einer Geisel in der Apotheke. Nach den dramatischen Stunden im Kölner Hauptbahnhof am Montag mit vier Verletzten prüfen die Ermittler unter anderem einen möglichen terroristischen Hintergrund der Taten.
Zehntausende Reisende betroffen
Von der bis in den Abend dauernden Vollsperrung des Hauptbahnhofs waren vermutlich Zehntausende Reisende und Hunderte Züge betroffen. Die Deutsche Bahn kündigte an, die Zugverbindungen so rasch wie möglich wieder nach Plan anbieten zu wollen. Das könne einige Stunden dauern, da erst die Züge und die Mitarbeiter an Ort und Stelle sein müssten.
14-Jährige verletzt
Ein Spezialeinsatzkommando hatte am Montagnachmittag die Apotheke gestürmt und den Geiselnehmer durch Schüsse schwer verletzt. Die Geisel erlitt leichte Verletzungen. Im nahen Schnellrestaurant war zuvor am Mittag ein 14-jähriges Mädchen durch den Brandsatz verletzt worden. Eine weitere Person im Schnellrestaurant erlitt durch das Zünden des Molotowcocktails einen Schock.
Die Ermittler gehen davon aus, dass unter anderem die ausgelöste Sprinkleranlage mit ihren Wassermassen den Täter dazu veranlasste, das Schnellrestaurant zu verlassen. In der gegenüberliegenden Apotheke verschanzte er sich mit einer Frau als Geisel. Der Mann war mit Gaskartuschen und Brandbeschleuniger bewaffnet, wie die Ermittler mitteilten.
„Im Zusammenhang mit dem Betreten der Apotheke soll er Passanten zufolge auch gerufen haben, dass er zur Terrorgruppe Daesh gehört“, sagte Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt am Montagabend. „Daesh“ ist der arabische Name für die Terrormiliz Islamischer Staat. Weitere Hinweise dazu gebe es aber nicht.
Die Ermittler müssen außerdem noch die Identität des Täters zweifelsfrei klären. Am Tatort wurden Papiere eines 55 Jahre alten Syrers gefunden, der eine Duldung bis Mitte 2021 erhalten habe. Der Inhaber des Aufenthaltstitels sei seit 2016 relativ bekannt wegen verschiedener Delikte wie Diebstahl und Bedrohung. Der Geiselnehmer sei nach den ersten Ermittlungen mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ der Inhaber.
Vereinzelte Bahn-Probleme am Dienstag erwartet
Der Kölner Hauptbahnhof gehört zu den meistfrequentierten Bahnhöfen in Deutschland. Der Schienenknotenpunkt liegt im Stadtzentrum direkt neben dem Kölner Dom. Täglich durchströmen ihn rund 1300 Züge, bis zu 280 000 Reisende kommen hier auf elf Gleisen an oder fahren ab.
Die Deutsche Bahn erwartet keine gravierenden Auswirkungen mehr für Bahnreisende am Kölner Hauptbahnhof an diesem Dienstag - aber noch vereinzelte Probleme. „Wir werden weitgehend planmäßig fahren können. Wir bitten um Verständnis, dass die Sperrung der Drehscheibe Köln noch Auswirkung haben kann“, sagte eine Sprecherin am Montagabend zur voraussichtlichen Situation. (dpa)

