Archäologie Gehöft aus dem 13. Jahrhundert nördlich von Halle entdeckt
Auf der Fläche der Stromtrasse „SuedOstLink“ in Sachsen-Anhalt gibt es wieder archäologische Überraschungen. Eine Wüstung schlummerte jahrhundertelang im Boden und gibt den Archäologen Rätsel auf.
![Das entdeckte Gehöft ist rund 700 Jahre alt.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/13/80d8d907-c7dd-46e6-a7e8-bc9d0d4be187.jpeg?w=1024&auto=format)
Halle - Archäologen haben nördlich von Halle bei Nauendorf (Saalekreis) ein rund 700 Jahre altes Gehöft entdeckt. „Hier bestand im 13. Jahrhundert ein größerer herrschaftlicher Bau, dieser war bislang völlig unbekannt“, sagte Projektleiterin und Archäologin Susanne Friederich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Halle).
Der Grundriss der Anlage sei „noch sehr gut erhalten, weil es kaum Störungen durch die Landwirtschaft gab. Der Gebäudekomplex umfasst zwei Türme, einen herrschaftlichen Saalbau und verschiedene Ofenanlagen. Aber es gibt bislang kein gemeinschaftliches Zentrum wie eine Kirche. Unklar ist auch, wem das Ganze gehörte. Auf jeden Fall handelte es sich nicht um einen gewöhnlichen Landwirtschaftsbetrieb.“
Auf der Fläche der künftigen Stromtrasse „SuedOstLink“ graben die Archäologen dem Stromtrassenverlauf folgend auf einem schmalen Einschnitt von 18,5 Metern. Die Arbeiten laufen im Vorfeld des Netzausbaus der Gleichstromtrasse.
Gräberfeld mit 20 Gräbern
Der eine Turm ist 5,00 Meter mal 4,50 Meter und der andere 5,70 Meter mal 5,60 Meter groß. Der Saalbau erstreckt sich auf mindestens 7,00 Metern Länge bei einer Breite von 5,70 Metern. „Bei einem Turm existiert eine Bodenpflasterung, die auf eine Umbauphase hindeutet. Auch ist bei einem der Türme ein Vorgängerbau zu erkennen“, sagte Grabungsleiter Markus Fietzek. Das Gehöft aus dem 13. Jahrhundert baut auf einer slawischen Siedlung mit Wirtschaftsanlagen und zugehörigem Gräberfeld auf. Es wurden 20 Gräber erfasst.
Viele Funde, darunter ein Pilgerzeichen
Die etwa 1.000 spätmittelalterlichen Funde umfassen etwa ein zwei mal zwei Zentimeter großes bronzenes Metallplättchen mit Messingüberzug. Mit seiner Öse und Ornamentik ist es aus Sicht der Archäologen als Pilgerzeichen einzustufen. Weiterhin kamen neben zahlreichen Keramikscherben auch bronzene Gürtelschnallen, ein Griffelstift zum Schreiben und ein aus Eisen gefertigter Reitersporen ans Tageslicht.
Der rund 150 Kilometer lange Teilabschnitt der künftigen Stromtrasse durch Sachsen-Anhalt soll noch bis Ende 2025 archäologisch untersucht werden. Die gesamte Trasse ist rund 540 Kilometer lang und reicht von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zum Standort Isar bei Landshut in Bayern.