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Gastronomie Gastronomie: Restaurants entdecken das «Lying Dinner»

02.08.2006, 05:58
Guten Zuspruches erfreut sich am Abend das Berliner Clubrestaurant «Spindler-Klatt» im Bezirk Kreuzberg, wo das «Lying Dinner» zelebriert wird. (Foto: dpa)
Guten Zuspruches erfreut sich am Abend das Berliner Clubrestaurant «Spindler-Klatt» im Bezirk Kreuzberg, wo das «Lying Dinner» zelebriert wird. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Das «Spindler & Klatt» lädt zum Essen in derHorizontalen ein. Das Berliner Clubrestaurant liegt mit dem «LyingDinner» im Trend, Essen als Ereignis zu zelebrieren. Nicht nur inBerlin, sondern auch in München, Frankfurt, Amsterdam und Miamikönnen es die Gäste beim Speisen halten wie die alten Römer.

Das Essen im «Spindler & Klatt» stammt klar aus dem Jahr 2006:Fusion-Küche, globalisierte Kost mit asiatischem Einschlag. Es istvoll, auch amerikanische Touristen scheinen das Ambiente in derehemaligen Fabrikhalle am Flussufer in Kreuzberg zu schätzen. Dasssich ein paar Hundert Meter weiter noch eine Wagenburg-Siedlung deralternativen Berliner Szene hält, wirkt wie ein Gruß aus eineranderen Welt. In dem zwischen lässig und nobel gestylten Restaurant,das sich nicht nur bei der Berlinale zum In-Treff gemausert hat undin dem schon George Clooney, Michael Caine und Vin Diesel gesichtetwurden, wirkt alles ein bisschen so, als könnte hier eine Folge von«Sex and the City» gedreht werden.

Auf der Speisekarte stehen Baby-Artischocken, Saté-Spieße,Koreanisches Kalbsrückenstek und Maishähnchenbrust mit Feigen undSpeck. Das Essen wird mit normalem Besteck gereicht, was an einFrühstück im Bett erinnert und ein paar Krümel verursacht. ImSchneidersitz sein Tunfischsteak zu zerlegen, ist auch nicht ganzeinfach; der Prosecco lässt sich da schon leichter balancieren.Mancher trinkt im Liegen lieber seinen Cocktail oder pafft eineZigarre. Zum Essen kann man sich auch an einen Tisch setzen. «Wirwollen unseren Gästen nichts aufzwingen», sagt Inhaber FrankSpindler, der das Clubrestaurant mit Jesko Klatt betreibt.

«Das pure Anbieten von Essen und Trinken reicht nicht aus», hatStefanie Heckel vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandbeobachtet. «Die Gäste erwarten immer wieder neue Überraschungen.»Beim «Lying Dinner» von einem Trend zu sprechen, sei vielleicht nochetwas früh. Heckel kann sich aber vorstellen, dass sich Gastronomenin kleineren Städten die Idee abgucken, wie bei den Strandbars.

Auch in Berlin-Mitte sucht die Branche nach Neuem, um den etwasbetuchteren Szenegänger anzulocken. Der «Bungalow Dinnerclub» hattebereits Klaus Wowereit, Daniel Brühl und Wolfgang Joop auf seinerGästeliste. Zum Aufwärmen gehen die Gäste vor dem Essen zuerst in dieCocktailbar, berichtet Sprecher Patrick Kroos. «Dann muss man sichdie Schuhe auszuziehen und bekommt ein Paar Söckchen, wenn man will.»

Das Menü beginnt für alle Gäste gleichzeitig und kommt mit Gabelund Löffel, aber ohne Messer aus. Die Betten sind mit Kunstlederbezogen, das sich laut Kroos gut reinigen lässt. Alles sei «sehrentspannt und angenehm». Wer will, kann sich zwischen den Gängenmassieren lassen. Ist ein Essen im Liegen geeignet für das ersteRendezvous oder wirkt eine solche Einladung eher plump? «Ich würde esmachen», sagt Kroos. «Man kommt automatisch auf eine persönlicheEbene.»