Frühere "Albin Köbis" Frühere "Albin Köbis": DDR-Staatsjacht wird versteigert

Halle (Saale) - "Konferenzschiff mit Tradition steht zum Verkauf" - damit titelt derzeit der Insolvenzverwalter der P+S-Werften auf seiner Internetseite. Gemeint ist damit die DDR-Staatsjacht, damals als "Albin Köbis" im Einsatz, heute als "Vineta" bekannt. Am 7. Dezember kommt das Schiff, auf dem DDR-Regierungsmitglieder unterwegs waren, in Rostock zur Auktion. Dort steht sie als Teil der Insolvenzmasse zum Verkauf.
Hochrangige DDR-Regierungsmitglieder bahnten ab 1974 im Salon und auf dem Sonnendeck Wirtschaftsgeschäfte mit dem Westen an. Staatschef Erich Honecker lud 1985 Nicaraguas Staatspräsidenten Daniel Ortega zu einer Spritztour ein, und sogar der kubanische Regierungschef Fidel Castro soll Gast auf dem Schiff gewesen sein. Die politische Prominenz der DDR schipperte mit der heutigen "Vineta" vor allem über Spree und Müggelsee. Für das leibliche Wohl der Gäste war ein siebenköpfiges Bedienpersonal zuständig - abgestellt aus der Regierungssiedlung Wandlitz.
34.000 Euro Mindestgebot
Das Mindestgebot für die 35 Meter lange Jacht liegt bei 34.000 Euro. P+S-Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann möchte mindestens 200.000 Euro erlösen - und preist das Gefährt an: "Das ist ein feines Schiff mit langer Tradition und mit prominenten Vorbesitzern." Die "Vineta" war als "A. Köbis" eine von vier Staatsjachten der DDR und galt als „Amtszimmer auf See“. Die Jacht wurde am 1. Oktober 1974 anlässlich des 25. Jahrestages der DDR getauft. Laut Unterlagen einer anderen Werft war auch der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder im August 2002 an Bord des Schiffes.
Mit dem Ende der DDR begann eine wechselvolle Geschichte für die Staatsjacht. Zunächst kaufte die Berliner Weiße Flotte die nach dem Heizer der kaiserlichen Marine und Helden der kommunistischen Linken, Albin Köbis, benannte Barkasse - und taufte sie auf den unverfänglichen Namen "Bellevue". Zwei Jahre später ging sie an die Berliner Stern- und Kreisschifffahrt. An die Schiffsübergabe im 25. Jahr der DDR erinnert noch ein Holzschild mit einem darauf drapierten Flaschenhals rumänischen Tauf-Sekts.
"Das Konzept, mit repräsentativen Charterfahrten auf den Berliner Seen Geld zu verdienen, ging aber nicht auf", berichtet Uwe Giesler, ein Fachmann für DDR-Binnenschiffe. 1994 ging das Schiff in Privatbesitz, zunächst an die Hegemann AG, 1997 dann an die Wolgaster Peene-Werft, deren Eigner Detlef Hegemann war. Hegemann ließ das Schiff umbauen und umtaufen. Aus der "A. Köbis", später "Bellevue", später "Preussen", wurde die "Vineta". Der klotzige Ost-Charme wich einer zeitgemäßen Ausstattung.
Nur für Binnengewässer zugelassen
Das Handicap des heutigen Insolvenzverwalters: Die Jacht ist nur für Binnengewässer zugelassen und hat keine Schlafräume. Der Verwendungszweck hat sich seit 1974 auch nicht wesentlich geändert. "Aufgrund seiner repräsentativen Gestaltung und Ausstattung ist das Schiff besonders für Rundfahrten von Delegationen und zur Abhaltung von Konferenzen geeignet", heißt es schon in der Baubeschreibung von 1974. Immerhin: Der große Salon fasst 50 Leute und hat einen wuchtigen Konferenztisch. (mz/sul/dpa)

