Magdeburg Freude vor Eröffnung von Synagoge: Hass verurteilt
Magdeburg hat eine neue Synagoge, die dank des Engagements von Bürgern der Stadt entstanden ist. Vor der Eröffnung betonen Kirchen- und Landesvertreter die Bereicherung. Zugleich spielt das Thema Antisemitismus eine Rolle.
Magdeburg - Vor der Eröffnung der neuen Synagoge in Magdeburg haben Vertreter des Landes und der Kirche ihrer Freude Ausdruck verliehen und zugleich Antisemitismus scharf verurteilt. „Ich freue mich für die Jüdische Gemeinde in Magdeburg, dass sie nach mehr als 85 Jahren mit der Neuen Synagoge wieder einen festen Platz mitten in der Stadt hat und das sich jüdisches Leben wieder sichtbar im Land verankert“, erklärte der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, am Freitag. Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) verwies auch auf die Eröffnung der Weill-Synagoge in Dessau im Oktober und sprach von einer Bereicherung und einem Geschenk.
„Aber in meine Freude mischt sich auch Bitterkeit und Scham, wenn ich mir vor Augen halte, dass in den vergangenen Wochen jede dritte jüdische Gemeinde in Deutschland antisemitische Taten wie Schmierereien und Beleidigungen verzeichnen musste“, so Landesbischof Kramer. „Es kann nicht sein, dass sich Jüdinnen und Juden in unserem Land heute wieder unsicher fühlen. Es ist erschreckend, wie schnell sich in Deutschland und der Welt der Antisemitismus verschärft.“
Der Zentralrat der Juden hatte vom 20. bis 30. November nach den Auswirkungen des Terrorangriffs auf Israel und der israelischen Gegenoffensive die Gemeinden befragt. Demnach hat jede dritte jüdische Gemeinde in Deutschland in den vergangenen Wochen antisemitische Attacken erlebt. Es handelte sich um Drohungen, Beleidigungen und Schmierereien. Zugleich waren der Umfrage zufolge 96 Prozent der befragten Gemeinden zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden.
Mit Blick auf das Massaker in Israel vom 7. Oktober, in dessen Folge rund 1200 Israelis getötet und rund 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt wurden, sagte Kramer: „Nach dem Terrorakt vom 7. Oktober gilt unser Beistand und unsere Empathie klar und eindeutig unseren jüdischen Geschwistern. Wir stehen fest zu den jüdischen Gemeinden hier in Mitteldeutschland und verurteilen auf das Schärfste jeden Judenhass.“
Innenministerin Zieschang betonte die Verpflichtung für alle Behörden des Landes, jüdisches Leben zu schützen und jeder Form von Antisemitismus entschieden zu begegnen. „Die Sicherheit Israels und der Schutz jüdischen Lebens in Deutschland ist deutsche Staatsräson und gemeinsame Verpflichtung.“
Im Zentrum Magdeburgs wird am Sonntag mit einem Festakt die neue Synagoge eröffnet. Damit gibt es rund 85 Jahre nach der Zerstörung des alten jüdischen Gotteshauses ein neues Zuhause der Synagogengemeinde. Am Freitag wurde die Tora begleitet von vielen Magdeburger Bürgern und Bürgerinnen in die Synagoge gebracht. Der am Ende 7,6 Millionen Euro teure Bau ist Ergebnis jahrzehntelangen Engagements Magdeburger Bürgerinnen und Bürger. Die alte Magdeburger Synagoge wurde 1938 bei den Novemberpogromen von Bürgern der Stadt zerstört - wenig entfernt von dem heutigen Neubau.