Freizeitsport Freizeitsport: Fairer Wettstreit um kleinen Ball
Frankfurt/Main/dpa. - Nähert man sich dem Geschehen, stellt manfest, dass ein kleiner Ball im Spiel ist. Das Spiel heißt Footbag.
Im Frankfurter Grüneburgpark treffen sich regelmäßig Anhänger derrasanten, teilweise artistisch anmutenden Sportart. Derzeit wirdbesonders intensiv trainiert: Rund 500 Footbag-Spieler aus sechzigNationen nehmen vom 15. bis 22. Juli an der 27. offiziellenWeltmeisterschaft teil. Ausrichter ist erstmals der vor sechs Jahrengegründete Frankfurt Footbag e.V., mit aktuell knapp fünfzigMitgliedern der größte der 21 Clubs in Deutschland.
In den USA, wo die Sportart von 1972 an entwickelt wurde, gibt es282 Vereine. Ursprünglich ging es nur darum, den im Durchschnitt fünfZentimeter kleinen Ball möglichst lange mit den Füßen in der Luft zuhalten. Heute gibt es fünf Spielformen. Am beliebtesten sind Netz undFreestyle, exotischer ist Footbag-Golf.
Die Atmosphäre im Grüneburgpark ist auffallend entspannt. Dieeinzelnen Spieler kommen und gehen, wie es ihnen passt. Auch dieStimmung auf dem Spielfeld ist betont locker. «Ich habe vieleSportarten ausprobiert, da ging es mir aber zu sehr um Konkurrenz»,bestätigt Thorsten Schäfer, «diese Sportart ist sehr fair undfreundschaftlich, Wettkämpfe sind eher wie Familientreffen.»
Sein Vereinskollege Eurik Lindner ergänzt: «Bis zum Halbfinalegibt es keine Schiedsrichter, das regeln die Spieler alles untersich. Und bei guten Aktionen applaudiert man auch dem Gegner.» Auchnach Trainern sucht man vergeblich: «Man gibt sich einfachgegenseitig Tipps.» Von Erfolgsspielern in den eigenen Reihen wieVize-Weltmeister Florian Götze sind diese besonders hilfreich.
Footbag-Netz wird als Einzel oder Doppel auf einem 6,1 mal 13,4Meter großen Feld über ein 1,52 Meter hohes Netz gespielt. Die Regelnsind ähnlich wie beim Volleyball. Wer aufschlägt, kann punkten.Ballwechsel gibt es, wenn der Ball ins Aus geht oder das Netzberührt, oder bei Regelverletzungen. Nicht ganz so klar ist dieBewertung beim Freestyle. «Beim Freestyle geht es darum, einer Juryseine Tricks zu zeigen», klärt Experte Schäfer auf. «Die Grenze istdie eigene Kreativität.»
Offiziell sind 270 verschiedene Tricks mit Namen wie «Blizzard»oder «Pigeater» verzeichnet. Entscheidend sei auch die Interaktionmit dem Publikum und das Zusammenspiel mit der Musik: «Jeder Spielersucht seine eigene Musik aus. Profis nehmen gerne Klassik, wegen dervielen Tempowechsel», sagte Schäfer.
«Mir gefällt, wie viel Spaß man mit so einem kleinen Ball habenkann. Wenn man einmal den Narren daran gefressen hat, ist es einfachsuper», beschreibt Lindner seine Begeisterung für den Sport. Fastalle Vereinsmitglieder, von Jahrgang 1971 bis 1989 reicht dasAltersspektrum, sind Studenten. Der Spaß ist offenbar ansteckend: «ImPark schauen immer wieder Leute zu und spielen auch mal spontan mit.»
Noch ist Footbag eine Männer-Domäne, aber auch Frauen begeisternsich zunehmend für das Spiel mit dem kleinen Ball. Die Freiluftsaisonläuft von März bis September. Im Winter treffen sich die Footbag-Spieler in Turnhallen. Mehrmals im Jahr reisen sie zu Turnieren inganz Europa oder auch in die USA und nach Kanada: «Das geht natürlichins Geld, und von Sponsoren-Unterstützung wie etwa im Fußball könnenwir nur träumen», sagt Schäfer, der während der Saison seine Tricksperfektioniert und im Winter wieder neue einübt. Dafür gebe es einweltweites Netzwerk, über das man unkompliziert an jedem Ende derWelt Gleichgesinnte und oft auch eine Bleibe finden könne.