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Freizeit Freilichtmuseen vor dem Start in die Saison

Um Ostern öffnen traditionell viele Freilichtmuseen. Personalsuche und der Erlebnishunger der Gäste treibt die Einrichtungen aktuell um.

Von dpa Aktualisiert: 23.03.2024, 08:41
Historische Fachwerkhäuser stehen auf dem Gelände des Hennebergischen Museums Kloster Veßra.
Historische Fachwerkhäuser stehen auf dem Gelände des Hennebergischen Museums Kloster Veßra. Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Erfurt - Thüringens Freilichtmuseen starten bald in die neue Saison. Um Ostern herum öffnen sie wieder. Viele Einrichtungen haben sich von der Besucherdelle durch die Corona-Pandemie erholt und bieten auch Neues für die Gäste.

Das Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden (Weimarer Land) ist laut Website ab Karfreitag (29. März) wieder geöffnet. Besucher können in diesem Jahr gleich zwei Neuzugänge unter den Häusern aus verschiedenen Zeiten und Regionen erkunden: Der Wiederaufbau des 1709 in Heinersdorf (Landkreis Sonneberg) erbauten Frankenwaldhauses ist abgeschlossen. Dort wird über das Leben an der deutsch-deutschen Grenze im Jahr 1952 informiert. Auch die Dauerausstellung zur Zwangsaussiedlung aus den Grenzgebieten in der DDR findet dort Platz, wie Museumsleiterin Franziska Zschäck sagte. Dazu kommt eines der ältesten ländlichen Wohnhäuser Thüringens, das 1550 in Abtsbessingen (Kyffhäuserkreis) erbaut wurde. „Es ist meines Wissens nach das einzige Haus mit Strohdach in Thüringen“, so Zschäck. In diesem Jahr sollen zudem die Bauarbeiten für ein neues Eingangsgebäude beginnen, das 2026 in Betrieb gehen soll.

Mit etwa 25.000 Gästen in der vergangenen Saison sei 2023 etwa das Besucherniveau wie vor Corona erreicht worden, sagte Zschäck. Vor allem die Personalsuche sei aktuell Thema. „Wir wünschen uns schon lange jemanden für die Museumspädagogik.“ Zudem sieht Zschäck eine Lücke bei den Honorarkräften, die Führungen anbieten. „Unser Stammteam kommt auch in die Jahre, teils werden die Leute schon 70 Jahre alt.“

Die Personalsuche ist auch für die Funkenburg Westgreußen (Kyffhäuserkreis) schwierig, wie Elgina Müller, Leiterin der rekonstruierten Germanen-Siedlung, sagte. „Wir sind ein Saisonbetrieb, das passt nicht für jeden“, so Müller. Vor allem im Bereich Hauswirtschaft sei Verstärkung nötig, wenn in Spitzenzeiten Schulklassen ein und aus gingen. Zudem nage der Zahn der Zeit an den fast 30 Jahre alten wiederaufgebauten Grubenhäusern. „Vieles muss erneuert werden. Da wäre eine größere Förderung des Landes nützlich“, sagte Müller.

An Ostersonntag beginnt die Saison für die Funkenburg. Eine große Neuerung erwartet die Besucher in diesem Jahr in Form eines „Onager“. Dabei handelt es sich um die Nachbildung einer historischen Katapult-Art desselben Namens. „Es kommt niemand mehr vorbei, um sich die Häuschen anzusehen, die Leute wollen bespaßt werden“, so Müllers Erklärung für die besondere Anschaffung. 2023 seien rund 6500 Besucher gekommen. Damit bewege sich die Zahl in etwa im Vor-Corona-Bereich.

Auch aus Sicht des Direktors des Hennebergischen Museums Kloster Veßra (Landkreis Hildburg) haben sich die Erwartungen der Besucher nach der Pandemie geändert. „Die Menschen wollen etwas erleben“, so der Direktor Ingo Weidig. Dieser Wunsch spiegelt sich auch in der langen Veranstaltungsliste des großen Museums (HMKV) wider, darunter eine Sommerkino-Reihe.

Das Hennebergische Museum ist zwar ganzjährig geöffnet, von April bis Oktober verlängern sich jedoch die Öffnungszeiten. Das HMKV liegt auf dem Gelände einer mittelalterlichen Klosteranlage. Es verbindet unter anderem die Geschichte des 1131 gegründeten Klosters Veßra mit Bezug auf die Henneberger Grafen, die Fachwerkarchitektur und die Alltagsgeschichte der Menschen des Henneberger Landes. „2023 hatten wir über 36.000 Besucherinnen und Besucher und sind damit auf Vor-Corona-Niveau“, so Weidig.

Die Thüringer Bauernhäuser in Rudolstadt setzen ebenfalls verstärkt auf Veranstaltungen neben dem normalen Museums- und Café-Betrieb, wie die zuständige Fachdienstleiterin der Stadt Rudolstadt, Petra Rottschalk, mitteilte. Für die am Karfreitag (29. März) beginnende Saison stehen Sonderführungen, Konzerte, Sommertheater und Freilichtkino auf dem Programm. „Das haben wir schon in den vergangenen Jahren begonnen und wollen es 2024 weiter ausbauen“, so Rottschalk. Der Ansatz hat sich auch ausgezahlt: Mit knapp 7900 Gästen haben die Bauernhäuser demnach im vergangenen Jahr sogar die höchste Besucherzahl seit 2010 verzeichnet. Als eine besondere Herausforderung sieht auch Rottschalk die Suche nach Personal für den Saisonbetrieb. Die Thüringer Bauernhäuser gelten als eines der ältesten Freilichtmuseen Deutschlands.