Frauenschwimmen Frauenschwimmen: Burkini statt Bikini
Halle/MZ. - In Berliner Schulen gibt es häufig lange Gesichter. Während die Klasse zum Schwimmunterricht aufbricht, müssen gläubige muslimische Mädchen in die Parallelklasse. Denn knappe Bikinis und damit das unverhüllte Zusammentreffen mit fremden Männern sind nach strenger Auslegung des Koran tabu. Deshalb haben die Berliner Bäderbetriebe für das Frauenschwimmen jetzt in zwei Hallenbädern einen Modellversuch gestartet.
Muslimische Frauen dürfen mit einem Burkini, eine islamisch korrekte Badebekleidung aus Burka und Bikini, schwimmen. Das Kleidungsstück bedeckt den gesamten Körper - bis auf Hände, Füße und Gesicht. Zuvor wurde der Anzug auf Komfort und Sicherheit geprüft. Was viele Frauen gewiss als Befreiung empfinden, weil sie nun schwimmen lernen können, sehen Politiker in der Hauptstadt auch kritisch. So sieht Innen- und Sportsenator Ehrhart Körting (SPD), der den Probebetrieb genehmigte, den Burkini als Beitrag zur Integration. Zugleich will er aber seine Zustimmung nicht so ausgelegt wissen, dass nun alle Musliminnen gezwungen werden, vom Bikini auf den Burkini umzusteigen - wie die oppositionelle CDU befürchtet. Dabei hat die Angelegenheit einen sehr ernsten Hintergrund. Immer wieder gerieten Muslimas an der Spree in Not oder ertranken, weil sie nicht schwimmen konnten.
Die Auswahl an Burkini-Mode ist inzwischen groß. Auch Religionsgemeinschaften wie die Mormonen, Amish People und Mennoniten in den USA verlangen züchtige Badebekleidung. Verläuft der Versuch in Berlin erfolgreich, soll der Burkini im Sommer auch in den Freibädern zugelassen werden. Das dürfte auch die anderen Badegäste freuen. Denn oft nehmen sie daran Anstoß, wenn sich muslimische Frauen und Mädchen mit zweifelhaft hygienischer Straßenkleidung ins nasse Vergnügen stürzen. Peter Gärtner