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Studie von Polizeiakademie Forscher: Arbeitsprozesse bei Polizei begünstigen Rassismus

Eine Professorin der Polizeiakademie Niedersachsen und ihr Team begleiteten Beamten bei Einsätzen in Niedersachsen. Dabei wurden im Alltag Muster identifiziert, die zu Diskriminierungen führten.

Von dpa Aktualisiert: 09.09.2024, 18:41
Laut einer Studie werden bei Drogenkontrollen häufig Männer kontrolliert, die wie Migranten aussehen. (Archivbild)
Laut einer Studie werden bei Drogenkontrollen häufig Männer kontrolliert, die wie Migranten aussehen. (Archivbild) Julian Stratenschulte/dpa

Hannover - Bestimmte Arbeitsprozesse und Routinen im Polizeialltag begünstigen laut einer Studie rassistische Diskriminierung. Ein Problemfeld sind sogenannte anlasslose Observationen und Kontrollen. „Junge Männer, die als ausländisch gelesen werden, sind deutlich stärker betroffen von polizeilichen Kontrollen als andere“, sagte Astrid Jacobsen, Soziologin und Professorin an der Polizeiakademie Niedersachsen. 

Die Wissenschaftler begleiteten 2021 und 2022 den Polizeialltag des Einsatz- und Streifendienstes, der Kriminalpolizei sowie der Bereitschaftspolizei in Niedersachsen. Dabei identifizierten sie zwölf Momente, die Diskriminierungen begünstigen.

Die fünf Momente, die rassistische Diskriminierung betreffen, haben die Forschenden im Auftrag des Mediendienstes Integration näher betrachtet und dazu einen Bericht verfasst. Jacobsen zufolge kam ihnen zugute, dass sie selbst Teil der Polizei Niedersachsen sind und in den Jahren 2021 und 2022 wochenlang den Alltag der Polizisten miterleben konnten. „Wir konnten beobachten, wie pauschal gesucht wurde nach Albanern, die mit Kokain handeln“, sagte Jacobsen. 

Nicht nur bei Drogenkontrollen, auch bei der Gefahrenbewertung seien ethnische Pauschalisierungen verwendet worden, etwa dass Russen als besonders gewalttätig oder Südländer als impulsiv gelten. „Dann kann es dazu führen, dass vor Ort schnelle Lösungen durch Härte und Dominanz gewählt werden“, sagte die Polizeiforscherin. 

Bestimmten Personengruppen werde zudem pauschal unterstellt, dass sie die polizeiliche Autorität infrage stellen, etwa linken Aktivistinnen oder jungen Männern mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund, erläuterte Jacobsen. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Beamten dann diesen Personengruppen gegenüber per se machtbetont verhalten. In Stadtteilen, die nicht als soziale Brennpunkte gelten, sei das polizeiliche Auftreten oft viel offener und entspannter.

Die Wissenschaftler machten außerdem moralische Werturteile über bestimmte Nationalitäten bei manchen Beamten sowie Kommunikationsstörungen aufgrund von Sprachbarrieren als Risikofaktoren für rassistische Diskriminierung aus. 

Welche Konsequenzen aus den Beobachtungen für polizeiliche Arbeitsabläufe gezogen werden, ist noch nicht klar. Dem niedersächsischen Innenministerium liegt die Studie vor.