Flugzeugabsturz im Sauerland Flugzeugabsturz im Sauerland: Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung
Olsberg/Nörvenich - Durch einen lauten Knall sind die Bewohner des beschaulichen Örtchens Elpe bei Olsberg im Sauerland am Montagmittag aus der Ruhe gerissen worden. In einer Höhe von 3000 bis 5000 Metern hatte bei einem Bundeswehr-Manöver ein Kampfjet eine beteiligte Zivilmaschine touchiert. Der Learjet stürzte auf einer Wiese am Ortsrand ab.
Augenzeugen, die sich in der Nähe der Stelle aufhielten, an der der Learjet aufgeprallt ist, berichteten von einen schwarzen Rauchpilz und von einem großen Feuerball, der mit hoher Geschwindigkeit niedergegangen sei und einen etwa anderthalb Meter tiefen Krater ins Erdreich gerissen habe. Die Absturzstelle liegt nur einige hundert Meter von den letzten Häusern der Ortschaft Elpe entfernt. Zu Schaden sei in dem Dorf niemand gekommen, sagten Feuerwehrmänner.
Für Verwirrung hatten kurzfristig am Abend gefundene Fallschirmteile gesorgt. Inzwischen steht fest, dass es sich dabei um einen so genannten Bremsschirm an Bord des Unglücksmaschine handelte. Da das Flugzeug nicht über Schleudersitze verfügt, ist es laut Experten allerdings ausgeschlossen, dass einer der beiden Insassen einen Rettungsversuch unternommen haben könnte.
Während es nach Darstellung der Bundeswehr keine Berührung der beiden Maschinen gegeben haben soll, berichtete die Polizei-Sprecherin des Hochsauerlandkreises, Bianca Scheer, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von einer Kollision in der Luft. Der Learjet sei bei diesem Crash vermutlich stark zerstört worden und dann abgestürzt. Für diese These spreche auch, dass sich das Trümmerfeld über mehre Kilometer weit erstrecke. Dadurch werde die Suche nach Wrackteilen natürlich erschwert. Die Polizei Meschede und die Staatsanwaltschaft Arnsberg gehen davon aus, dass vermutlich beide Insassen des Kleinflugzeugs ums Leben gekommen sind. Die bislang gefundenen Leichenteile hätten aber nicht eineindeutig einem der beiden Männer zugeordnet werden können. Kurze Zeit hatte es Hoffnung gegeben, einer der beiden an dem Übungsflug beteiligten Zivilisten könnte den Zusammenprall überlebt haben.
Die zwei Eurofighter und die zivile Maschine der Gesellschaft für Flugzieldarstellung (GFD) waren in gemeinsamer Mission am Himmel unterwegs und wollten den Ernstfall simulieren – einer in Not geratenen Maschine zur Hilfe kommen. Was genau schief gelaufen ist, soll jetzt die Flugsicherheit der Bundeswehr sowie die Bundesanstalt für Flugunfalluntersuchung herausfinden.
Ermittlungen gegen Piloten
Am Dienstagmorgen wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft nun wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen die Piloten zweier Kampfjets ermittelt. Das bestätigte eine Sprecherin der Polizei in Meschede.
April 2014: Bei extrem schlechter Sicht stürzt eine einmotorige Sportmaschine nahe der ostfriesischen Insel Norderney ins Watt. Der Pilot wird tot geborgen.
Januar 2014: In der Eifel kommen vier Menschen ums Leben, als ein Geschäftsflugzeug bei dichtem Nebel im Landeanflug eine Stromleitung streift.
Oktober 2013: Nahe Koblenz in Rheinland-Pfalz stürzt ein Ultraleichtflugzeug in eine Kleingartenanlage. Beide Insassen sterben.
September 2013: Ein Pilot und seine Frau kommen beim Absturz ihrer zweisitzigen Maschine in Stendal (Sachsen-Anhalt) ums Leben. Das Flugzeug war im Landeanflug.
August 2013: Beim Rückflug von der Nordsee stürzt eine einmotorige Maschine im westfälischen Fröndenberg ab. Vier Erwachsene und ein Kind kommen ums Leben. Ursache war Spritmangel.
April 2013: Tod in der letzten Flugstunde: Beim Absturz eines Sportflugzeugs auf einem Flugplatz in Mecklenburg-Vorpommern stirbt ein 62 Jahre alter Flugschüler.
Dezember 2012: Bei der Kollision zweier Tiefdecker nördlich von Frankfurt/Main sterben acht Menschen, darunter vier Kinder.
August 2012: Vier Menschen sterben bei einem Unglück in Coburg (Bayern). Kurz nach dem Start fällt die einmotorige Propellermaschine in ein Waldgebiet und geht in Flammen auf.
Der nach der Kollision schwer beschädigte Kampfjet schaffte es noch bis zum Stützpunkt nach Nörvenich. Es sei eine Glanzleistung des Piloten gewesen, seine Maschine wieder sicher zurückzubringen, sagte der Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31, Oberst Andreas Hoppe. Er ist Chef der Einheit, zu dem die Eurofighter gehören.
Der Learjet gehörte der Gesellschaft für Flugzieldarstellung. Er war von der Luftwaffe eigens für das Training angemietet worden und sollte in dem Manöver den Eindringling simulieren. Die Suche nach weiteren Trümmerteilen und einem eventuell Überlebenden soll am Dienstagvormittag fortgesetzt werden. (mit dpa)