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Flugzeugabsturz bei Zürich Flugzeugabsturz bei Zürich: Piloten wollten vorher durchstarten

30.11.2001, 10:05
Feuerwehr vor der zerstörten Maschine bei
Feuerwehr vor der zerstörten Maschine bei dpa

Genf/dpa. - Die 24 Todesopfer, darunter zehn Deutsche, sind inzwischenidentifiziert worden. Bei 7 gelang dies anhand von Zahnbefunden undbei den restlichen 17 mit DNA-Analysen. Bis auf die beiden Pilotensind alle Leichen zur Bestattung freigegeben worden.

Mit einer Trauerfeier in der Berliner Gedächtniskirche haben amFreitag rund 800 Menschen Abschied von der tödlich verunglücktenSängerin Melanie Thornton genommen. Gemeinsam mit der Band der 34-Jährigen interpretierte die Sängerin Sarah Connor Thorntons Hit «Lovehow you love me». Im Münster von Basel war am Donnerstag bereits einTrauergottesdienst abgehalten worden.

Die aus Berlin-Tegel kommende Maschine mit 33 Insassen an Bord warbeim Landeanflug auf Zürich abgestürzt. Bis zuletzt sei alles normalim Cockpit des Jumbolino verlaufen, sagte der Leiter des Büros fürFlugunfalluntersuchungen, Jean Overney. Von Hektik oder Aufregunghabe es keine Spur gegeben.

Nach Auswertung des Stimmenrekorders ergab die Rekonstruktion derletzten Minuten an Bord, dass die Piloten ursprünglich von einemeinfacheren Instrumentenlandung auf Piste 14 rechneten. Um 21.48 kamdie Anweisung zu einem so genannten Nicht-Präzisionsanflug auf Piste28. Bei dieser schwierigeren Landung müssen die Piloten selbst aufdie Höhe achten.

Zwischen 22.05 und 22.06 Uhr meldete der Pilot an dieFlugverkehrsleitstelle, er habe die minimale Anflughöhe von rund 800Metern erreicht und verfüge über eine gewisse Sicht auf den Boden.Wenige Sekunden später meldete die «synthetische Stimme» des Radar-Höhenmessers, die Höhe betrage 500 Fuß (170 Meter). Um 22.06 Uhrteilte die automatische Stimme mit, die als Minimum eingestellte Höhevon 300 Fuß (100 Meter) sei erreicht. Die Leitstelle gab Flug CRX3597 die Landeerlaubnis.

Unmittelbar nach dieser Durchsage gab der Pilot mit normaler undsachlicher Stimme den Befehl zum Durchstarten. Ein akustisches Signalauf dem Stimmenrekorder belegt, dass der Autopilot ausgeschaltetwurde. Der Co-Pilot bestätigte das Manöver. Doch es war wohl schon zuspät: Eine Sekunde später zeichnete der Rekorder bereits die erstenAbsturzgeräusche auf. Kurz darauf brach die Aufnahme ab.

Unklar für die Ermittler ist weiterhin, warum der Pilot plötzlichdas Durchstartmanöver einleiten wollte. Er könne sich vorstellen,dass die Sicht plötzlich gestört wurde, sagte Overney. An dem Abendgab es immer wieder Schneeschauer. Es dürften weder technische Mängelnoch menschliches Versagen als Unfallursache ausgeschlossen werden.

Karte zum Flugzeugunglück nahe Zürich
Karte zum Flugzeugunglück nahe Zürich
dpa