Tarifstreit Flugverkehr am BER eingestellt - Warnstreiks auch anderswo
Nichts geht am Flughafen BER. Die Gewerkschaft Verdi legt den Betrieb lahm. Auch anderswo gibt es Warnstreiks - etwa beim Energieversorger Gasag. Und an vier Tagen fährt die Berliner Müllabfuhr nicht.

Schönefeld - Am Berliner Flughafen BER sind wegen des Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi seit dem Morgen sämtliche Flüge ausgefallen. Der Ausstand soll den gesamten Tag andauern. Nach Angaben eines Sprechers sind je 246 Ankünfte und Abflüge sowie 67.000 Passagiere betroffen.
Insgesamt sind 13 deutsche Flughäfen von dem 24-stündigen Warnstreik betroffen. Der Flugbetrieb am BER soll zum Betriebsstart am Dienstag wieder aufgenommen werden.
Die Beschäftigten der Firmen, die für den Bodenverkehr zuständig sind, legten gegen 3.30 Uhr die Arbeit nieder, wie Gewerkschaftssekretär Enrico Rümker am frühen Morgen der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Warnstreiks an insgesamt 13 Flughäfen in Deutschland
Hintergrund der Warnstreiks sind zwei verschiedene Tarifkonflikte: Die Gewerkschaft fordert in den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben bisher kein konkretes Angebot vorgelegt.
In der Luftsicherheit fordert Verdi unter anderem die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit.
„Ick streike“ steht auf einem Schild im BER
Am Vormittag trafen sich die Flughafenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter im Ausstand und liefen gemeinsam durch den BER: vorbei an den Check-in-Schaltern und den Sicherheitskontrollen. Dabei hielten sie Schilder hoch und schwenkten Fahnen. „Ick streike“ stand auf einem Schild.
Der Flughafen war zwar geöffnet, aber es waren nur wenige Reisende zu sehen. Auf den Anzeigetafeln waren die Flüge als „gestrichen“ gekennzeichnet. Viele Geschäfte hatten geschlossen, Polizisten liefen durch leere Gänge und Hallen.
Flugverkehr weitgehend zum Erliegen gebracht
Von den Warnstreiks sind neben Berlin auch die Flughäfen in Hannover, Bremen Hamburg, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Frankfurt, Stuttgart und München betroffen. An den Airports Weeze bei Düsseldorf und Karlsruhe/Baden-Baden sind nur Beschäftigte des Luftsicherheitsbereichs zum Ausstand aufgerufen.
Nach einer früheren Schätzung des Flughafenverbands ADV kommt der Flugverkehr in weiten Teilen Deutschlands zum Erliegen: Demnach fallen allein wegen des Ausstands im öffentlichen Dienst und bei den Bodenverkehrsdiensten voraussichtlich mehr als 3.400 Flüge aus, rund 510.000 Passagiere könnten ihre Reisen nicht wie geplant antreten.
Die Luftverkehrsbranche wirft Verdi Missbrauch des Streikrechts vor. Es würden sogenannte Warnstreiks als Tarnung für weitreichende Ausstände genutzt und Knotenpunkte der Volkswirtschaft gezielt lahmgelegt, sagt der Eurowings-Chef und Präsident des Branchenverbandes BDL, Jens Bischof.
Warnstreik beim Energieversorger Gasag in Berlin
In der Hauptstadt gibt es weitere Aufrufe zu Arbeitsniederlegungen: Auch die Gewerkschaft DBB kündigte Aktionen für heute an. Ein Demonstrationszug für höhere Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen sollte den Angaben zufolge über die Friedrichstraße bis zum Bundesinnenministerium führen.
Zu einem zweitägigen Warnstreik ab heute hat Verdi auch beim Energieversorger Gasag in Berlin und Brandenburg aufgerufen. Für die Kundinnen und Kunden sollte der Warnstreik keine Auswirkungen haben, wie eine Gasag-Sprecherin mitteilte. Die Gasversorgung sei „selbstverständlich gesichert“. Und auch der Kundenservice sei uneingeschränkt erreichbar.
Kaum Straßenreinigung und vier Tage keine Müllabfuhr
Deutliche Auswirkungen sind beim erneuten Warnstreik in der Müllbranche zu erwarten: Vom 10. März bis zum 16. März hat Verdi einzelne Bereiche und an drei Tagen die gesamte Belegschaft der Berliner Stadtreinigung zum Ausstand aufgerufen. Hinzu kommen die Beschäftigten der MPS an den Müllanlagen-Standorten in Pankow und in Reinickendorf von Montag bis Mittwoch 6 Uhr.
Laut BSR sind wegen der Warnstreiks in dieser Woche bei der Straßenreinigung „erhebliche Einschränkungen“ zu erwarten. Von Mittwoch bis einschließlich Samstag bleiben demnach außerdem alle Recyclinghöfe geschlossen, und die Müllabfuhr fällt aus. Nachgeholte Leerungen der Mülltonnen am Samstag sind laut BSR nicht geplant. „Die Entsorgung erfolgt erst wieder beim nächsten regulären Abfuhrtermin.“