Flughafen Stuttgart Flughafen Stuttgart: Junge Frau wird vor den Augen vieler Passagiere erschossen

Stuttgart/dpa. - Den Tatort am Terminal 3 hat die Polizei mit blauen und weißen Vorhängen verhängt. Dahinter sind die Beamten der Spurensicherung bei der Arbeit. Über ihnen leuchtet meterhoch eine Anzeige: «Flugtickets zum Smile-Preis». Zum Lächeln ist nach dem blutigen Ende eines Beziehungsdramas auf dem Stuttgarter Flughafen am Samstagmorgen hier aber niemandem mehr zumute. Eine 25 Jahre alte Frau wurde vor den Augen vieler Passagiere beim Einchecken erschossen, ein unbeteiligter Mann wurde durch einen Streifschussverletzt. Den flüchtigen Ex-Ehemann der Getöteten fasste dieBundespolizei im Parkhaus.
Viele Fluggäste sind irritiert, der Zugang zum Terminal ist mitrot-weißen Bändern versperrt. Polizeibeamte verweisen die Passagierean andere Abfertigungsschalter. Einen Stock tiefer ahnen viele nochnicht, was sich über ihnen abgespielt hat. Ein kleines Mädchen fährtKarussell, auf der Anzeigetafel in der Ankunftshalle rattern dieschönsten Urlaubsziele rauf und runter. Lissabon, Amsterdam, Palma deMallorca. Menschen fallen sich in die Arme, begrüßen sich mitBlumensträußen.
Wenige Stunden nach der blutigen Tat sitzt der Schock bei vielenin Terminal 3 noch tief. «Ich kann es nicht fassen», sagt SusanneAlber, die nur wenige Meter vom Tatort entfernt Strümpfe verkauft.Kundinnen hätten ihr von den Schüssen erzählt. Ein mulmiges Gefühlhabe sie bei dem Gedanken, dass so unmittelbar in ihrer Nähe jemand«einfach so herumschießen und jemanden umbringen kann».
Auch Apothekerin Andrea Hermann ist fassungslos. Sie war zurTatzeit bereits mit einer Mitarbeiterin im Laden und hat die Schüssegehört. «Plötzlich sind die Menschen in Panik an unserem Geschäftvorbeigerannt», erzählt sie. Einige hätten auch dort Schutz gesucht,und jemand habe eine Decke verlangt, um das Opfer zuzudecken. IhreKollegin stehe noch unter Schock. Eine Augenzeugin habe berichtet,dass der Täter auf seine Ex-Frau zugegangen sei und sie mit mehrerenKopfschüssen regelrecht hingerichtet habe. Eine weitere Mitarbeiterinist bestürzt, dass eine solche Tat «so nahe an einen heranrückenkann. Man liest ja sonst nur in der Zeitung davon.»
Barbara Brancato arbeitet in einem Zeitungs- und Geschenkeladenund hat die Schüsse ebenfalls mitbekommen. «Ich dachte überhauptnicht an ein Verbrechen. Ich hatte vielmehr Angst, dass derStahlträger herunterfällt.» Erst als Menschen am Laden vorbeiranntenund sich Kunden in den hinteren Teil des Geschäftes flüchteten, habesie geahnt, dass etwas Schlimmes passiert sein müsse. An einemStehtisch in einem Café wird das Beziehungsdrama unterdessen lebhaftdiskutiert. «Der wollte sich an seiner Frau rächen, weil sie die Ehebeendet hat», spekuliert eine Frau. Der Tatverdächtige schweigt nachPolizeiangaben zunächst.
Während in einem separaten Raum Augenzeugen der Tat psychologischbetreut werden, brummt der Flughafenbetrieb weiter. Den Start in dieOsterferien wollen sich die meisten nicht verderben lassen.