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Flucht im Heißluftballon Flucht im Heißluftballon nach Bayern: DDR-Flüchtling Peter Strelzyk ist tot

14.03.2017, 14:27
Familie Strelzyk im Jahr 1979 mit dem Heißluftballon, der die Flucht aus der DDR ermöglichte. Vater Peter Strelzyk (l.) starb nun nach langer Krankheit.
Familie Strelzyk im Jahr 1979 mit dem Heißluftballon, der die Flucht aus der DDR ermöglichte. Vater Peter Strelzyk (l.) starb nun nach langer Krankheit. dpa

Pößneck - Der Ostthüringer Peter Strelzyk, der 1979 in einer abenteuerlichen Ballonfahrt mitten in der Nacht den Todestreifen an der innerdeutschen Grenze überwand, ist tot. Er starb nach langer Krankheit im Alter von 74 Jahren, wie die Direktorin des Berliner Mauermuseums, Alexandra Hildebrandt, am Dienstag auf dpa-Anfrage sagte. Über seinen Tod hatte zuerst die „Ostthüringer Zeitung“ (Dienstagsausgabe) berichtet. Demnach starb er am Samstag im Jenaer Universitätsklinikum.

Der Flug mit dem Heißluftballon gehört zu den besonders spektakulären Fluchten über die damals massiv gesicherte innerdeutsche Grenze. Dazu hatten Strelzyk und sein Bekannter Günter Wetzel mehrere Versuche unternommen. Der Ballon wurde heimlich aus Regenschirmseide, Zeltnylon und Taftstoff zusammengenäht.

Mit der gesamten Familie im Ballon in den Westen

In der Nacht zum 16. September glückte dann schließlich die Ballonfahrt in die Freiheit. Dazu stieg der Ballon mit seiner insgesamt achtköpfigen Besatzung - Strelzyk mit Frau und den beiden Kindern sowie die Familie Wetzel - nach früheren Schilderungen in mehr als 2000 Meter Höhe und überwand so den Todesstreifen. Der Ballon landete auf einer Wiese in der Nähe des oberfränkischen Naila.

Die abenteuerliche Flucht lieferte den Stoff für den Hollywood-Film „Mit dem Wind nach Westen“ und ist auch als Buch erschienen. Die Strelzyks ließen sich in Bayern nieder, eröffneten in Unterfranken ein Elektrogeschäft, kehrten aber nach der Wiedervereinigung nach Pößneck zurück.

Peter Strelzyk hat die Flucht nie bereut

„Bereut haben wir die Flucht noch nie“, hatte Peter Strelzyk 25 Jahre nach der abenteuerlichen Aktion gesagt. Die Familie Wetzel lebt bis heute in Bayern - zwischen beiden Familien ist der Kontakt abgebrochen. Wetzel wirft Strelzyk vor, die Idee zur Flucht und Konstruktion des Ballons zu sehr für sich allein reklamiert zu haben.

„Peter Strelzyk war ein sehr guter, herzlicher Mensch mit unbeschreiblichem Mut“, sagte Museumschefin Hildebrandt, die ihn als „Familienfreund“ bezeichnet. Es sei einmalig, was er vollbracht habe. „Er hat immer gesagt: „Wir sind nicht geflüchtet wegen der besseren Margarine - wir wollten, dass unsere Kinder in Freiheit aufwachsen“.“ (dpa/mz)