Finte des Millionärs Tom Hagen? Finte des Millionärs Tom Hagen?: Mordverdächtiger Ehemann setzt Belohnung aus

Oslo - Ist es die Flucht nach vorn? Der laut Polizei unter dringendem Mordverdacht stehende und deshalb zeitweise inhaftierte norwegische Multimillionär Tom Hagen hat eine Belohnung von zehn Millionen Kronen (0,93 Million Euro) für das Auffinden seiner bereits 2018 spurlos verschwundenen Ehefrau Anne-Elisabeth Hagen ausgesetzt. Die Belohnung werde auch ausgezahlt, wenn nur noch ihre Überreste gefunden werden sollten, so sein Anwalt.
Die norwegische Polizei geht nicht mehr davon aus, dass die Multimillionärsgattin noch am Leben ist, und will durchsetzen, dass gegen den Ehemann Anklage wegen Mordes erhoben wird. Eine seltsame Situation.
Die Norweger fragen sich nun: Ist Tom Hagen wirklich unschuldig, oder will er mit der Belohnung nur ablenken? Schließlich hätte er als einer der reichsten Männer Norwegens mit einem Vermögen von geschätzten 190 Millionen Euro schon viel früher eine viel großzügigere Belohnung aussetzen können. Inzwischen ist viel Zeit vergangen.
Vor rund eineinhalb Jahren, ausgerechnet an Halloween, war Lisbeth (68), wie sie ihre Freunde nennen, nach einem Telefonat spurlos vom gemeinsamen Anwesen in Fjellhamar in der Nähe von Oslo verschwunden.
Zunächst war ewig lange von einer Entführung die Rede. Der Millionär gab an, seine Frau an dem Tag morgens noch angetroffen zu haben, als er gegen 14.30 Uhr wieder heimkam, habe er einen sprachlich mangelhaft verfassten Erpresserbrief gefunden. Eine Lösegeldsumme von neun Millionen Euro, die in einer digitalen Kryptowährung ausgezahlt werden sollten, wurde angeblich gefordert. Über zwei Monate glaubte die Polizei an eine Entführung. Alles wurde geheim gehalten, niemand durfte davon wissen. Akribisch, aber unauffällig suchte die Polizei den See vor dem Haus ab und das Haus selbst und folgte allen nur erdenklichen Spuren mit einem riesigen Aufgebot an Beamten.
Übergriff auf die Ehefrau: Polizei findet DNA vom Ehemann
Dann wurde die norwegische Polizei misstrauisch. Sie fand angeblich lediglich DNA von Tom Hagen genau dort im Haus, wo der Übergriff auf die Ehefrau stattgefunden haben soll. Vor allem aber meldeten sich die Entführer nicht, schienen gar kein Lösegeld haben zu wollen. Anfang 2019 bat die Polizei die Öffentlichkeit um Mithilfe.
Dann kam alles anders. Ein Aufschrei ging durch das Land, als die Polizei Ende April ausgerechnet Tom Hagen selbst in Untersuchungshaft steckte. Der inzwischen 70-jährige soll die Frau, mit der er zum Zeitpunkt ihres Verschwindens 49 Jahre lang verheiratet war, entweder selbst ermordet oder jemanden damit beauftragt haben. Anfang Mai kam Hagen dennoch aus der Untersuchungshaft frei. (mz)