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Fernsehen Fernsehen: Hobbythek-Moderator bekommt eine Abschiedsgala

28.12.2004, 10:05
Jean Pütz zeigt am Rande seiner letzten «hobbythek» in Köln auf eine Puppe, die ihn in der Satire-Show «Hallo Deutschland» vor 15 Jahren vertreten hat. Der langjährige Redakteur, Autor und Moderator geht im 30. Jahr seiner von ihm mitentwickelten Sendung. (Foto: dpa)
Jean Pütz zeigt am Rande seiner letzten «hobbythek» in Köln auf eine Puppe, die ihn in der Satire-Show «Hallo Deutschland» vor 15 Jahren vertreten hat. Der langjährige Redakteur, Autor und Moderator geht im 30. Jahr seiner von ihm mitentwickelten Sendung. (Foto: dpa) dpa

Köln/dpa. - Zum Abschied rollt der WDR den roten Teppich aus, wenn er am 29. Dezember um 20.15 Uhr die «Abschiedsgala für Jean Pütz» ausstrahlt.

Wer von der «hobbythek» nur als einer Heimwerkersendung imFernsehen spricht, liegt völlig falsch. Der Anspruch hinter derSendung war politisch, denn sie war als Aufklärungssendung gedacht:«In einer Demokratie braucht man Menschen, die nicht einfach nur dasmachen, was man ihnen sagt, sondern auch Dinge hinterfragen undZusammenhänge verstehen», sagt Pütz. Die «hobbythek» bezeichnet erdaher auch als «trojanisches Steckenpferd», mit der die Vermittlungvon Wissen in eine interessante, unterhaltsame Form verpackt war.

Mit diesem Anspruch sei er damals, in den siebziger Jahren,Außenseiter gewesen, sagt Pütz rückblickend. Andererseits passte er,der sich als bekennender 68er bezeichnet, mit der Sendung gut in dieZeit. Auf jeden Fall spiegelt das Konzept auch seinen eigenenWerdegang wieder. «Mir ist das alles nicht in die Wiege gelegtworden», sagt der gelernte Elektromechaniker-Geselle heute. Er habeZeit seines Lebens immer einen großen Respekt vor der praktischenVernunft der Handwerker gehabt. «Die verstehen mehr von denNaturwissenschaften, als sie sich selber eingestehen wollen.»

Pütz wurde am 21. September 1936 in Köln geboren, wuchs aber inder luxemburgischen Moselstadt Remich auf. Es war ein langer Weg vomElektriker zum Ingenieur und Lehrer. Am Ende kam er aber doch alsJournalist beim WDR unter. Dort baute er in den siebziger Jahren dieFernseh-Redaktion Naturwissenschaft und Technik auf, die er teilweiseauch leitete.

«Der Erfolg der "hobbythek" liegt zu einem großen Teil bei JeanPütz selber», sagt seine ZDF-Kollegin Christiane Götz-Sobel, die dieSendung «Abenteuer Wissen» betreut. Die Zuschauer hätten es gemerkt,dass er immer Themen behandelt habe, die er mit Herz und Seelevertrat. «Und er hat Dinge aufgegriffen, die in den Alltag derMenschen hineingingen», betont die Journalistin. Gleich, ob es um dasSelbermachen von Kosmetika ging oder um Umweltschutzthemen: «Mit denSendungen war er dicht am Zuschauer dran und war damit auchTrendsetter für andere Journalisten.»

Heute nehme der Einfluss von Firmen und PR aufWissenschaftsjournalisten immer mehr zu, sagt Pütz. Die von ihmmitgegründete Wissenschaftspressekonferenz (WPK), in der mehr als 170Journalisten organisiert sind, hat zu diesem Thema in diesem Jahreine Umfrage unter ihren Mitgliedern gemacht. Das Ergebnis soll imnächsten Frühjahr veröffentlicht werden. «Die Versuchung, PR undJournalismus miteinander zu verquicken, hat aber zugenommen», sagtVolker Stollorz, der wie Götz-Sobel zum Vorstand der WPK gehört.

Auch wenn Jean Pütz nicht mehr die "hobbythek" moderiert, wird erdoch auch in Zukunft noch im Fernsehen zu sehen sein. «Beiinteressanten Angeboten sage ich nicht nein, aber zum Hanswurst macheich mich nicht», betont Pütz, der zum Abschied von seiner Sendung dasBuch «hobbythek - Das goldene Buch» (vgs Verlagsgesellschaft)herausgebracht hat. Was die «hobbythek» betrifft, so denkt man im WDRjedenfalls darüber nach, die Sendung fortzusetzen.